In Oberbayern halten vier historische Bühnen das Volkstheater und die alten Stoffe hoch.
Bayerisches Volkstheater
Jungfrauen, Ritter und Heilige im Oberland
HISTORISCHE VOLKSTHEATER
Schlierseer Bauerntheater
Volkstheater Flintsbach
Ritterschausspiele Kiefersfelden
Theater Endorf
Früher waren nicht Festivals wie die Richard-Strauss-Tage Garmisch-Partenkirchen oder das Musikfest Kreuth die Publikumsmagneten Oberbayerns, sondern Dorftheater mit einer oft abenteuerlichen Geschichte. Zeitzeugenberichte über das Verhalten von Zuschauern, die mit der Bahn zu ländlichen Theaterevents strömten, gab es bereits vor 1900. Städter zeigten Neugier für die im 19. Jahrhundert aufschießende Brauchtumskultur. Vier oberbayerische Dorftheater-Juwelen halten noch heute angestammte Traditionen hoch und wert. Sie bewahren »ihr« Spiel mit weichen Wandlungen und eher gemächlicher Medienagilität. Auf ihr treues Stammpublikum können sie zählen.
Die Saison eröffnet das Schlierseer Bauerntheater. Dort spielen sie seit 1892 »Bauerntheater« in dem Sinn, dass die Landbevölkerung zum Aufkommen des Sommerfrische-Tourismus ländliche Sujets für angereiste Besucher und damit ein Volkstheater mit Zeitstoffen auf die Bühne bringt. Eine etwas modernere Fortführung der Programmlinie ist Anton Malys »Der ewige Spitzbua«, das am 19. Mai Premiere hatte.
Das seit 1675 bestehende Volkstheater Flintsbach spezialisierte sich in seinem Theaterhaus mit Riesenbühne und versenktem Orchestergraben für 30 Musiker auf Stücke des realistischen Theaters von regionalen Autoren, welche aufgrund des hohen Besetzungsbedarfs an Subventionsbühnen nur noch selten zur Aufführung gelangen. Die Flintsbacher stellen ab 22. Juni mit »Des Teufels Braut« von Franz Kranewitter einen komödiantischen Bezug zu den Ursprüngen der Inntaler Bühnen her.
Nach wie vor spielt man auf der barocken Drehkulissenbühne der Comedihütte Kiefersfelden zwischen den Passionsspielorten Thiersee und Erl ländliche Ritterschauspiele aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Gattung entstand nach dem Verbot der Passions- und Heiligenspiele seit Ende des 18. Jahrhunderts. Handlungsmuster wie die verfolgte Unschuld aus den weit verbreiteten Heiligenspielen wurden auf gedemütigte Dulderinnen des mittelalterlichen Hochadels übertragen. Die Hauptfiguren sind oft malträtierte Spielbälle in einem Streit guter und böser Geistwesen. Ab 27. Juli gelangt der Klassiker »Almansor und Elvira oder Vom Sklaven zum Thron« (1823) des Kieferer Hausautors Josef Georg Schmalz zur Aufführung.
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