Der oscarnominierte Animationsfilm »Robot Dreams« ist eine Studie der Einsamkeit, die ganz ohne Dialog auskommt.
Robot Dreams
Träumen Roboter von ewiger Freundschaft?
Vielleicht mag Pablo Berger einfach keine Worte. Bereits 2012 inszenierte der spanische Regisseur einen Film ganz ohne Dialog: »Blancanieves«, eine Neuerzählung von Schneewittchen. Mit der verschrobenen Hommage an das expressionistische Kino der Zwanziger gelang ihm sein Durchbruch. Und auch in »Robot Dreams«, seinem ersten Animationsfilm, wird nicht gesprochen. Die literarische Vorlage, die gleichnamige Graphic Novel von Sara Varon, erzählt in einzelnen Episoden von der Freundschaft eines ungleichen Paares: Hund und Roboter. Berger verwebt diese Episoden in seinem Film zu einer bittersüßen Geschichte über Liebe, Freundschaft, Einsamkeit und die Kraft von Erinnerungen.
Im New York der 1980er, das von anthropomorphen Tieren bevölkert wird, lebt Dog in einem kleinen Apartment in Manhattan. In seiner Freizeit spielt der Hund Videospiele gegen sich selbst, abends isst er Mikrowellen-Makkaroni und lässt sich vom belanglosen Fernsehprogramm berieseln. Ein Leben öder Routinen. Wonach Dog sich sehnt: ein richtig guter Freund. Ausgerechnet eine TV-Werbung bringt ihn eines Abends auf die Idee, einen Roboter zu bestellen. Einen künstlichen Gefährten zum Selberbauen. Einen Mitstreiter im Kampf gegen die Einsamkeit. Der Plan geht auf. Der Roboter wird geliefert, und nach einem Augenblick des Misstrauens schenken sie sich ein erstes Lächeln. Von da an sind die beiden unzertrennlich.
Mit großen Augen lässt sich der Roboter von Dog durch New York führen. Sie fahren Subway und futtern Fast Food, im Hintergrund die Skyline der Stadt. Zum Rollschuhlaufen gehen sie in den Central Park, und weil dort »September« von Earth, Wind & Fire aus einer Boombox schallt, wird das der Song ihrer Freundschaft. Pablo Berger nutzt den Raum der Sprachlosigkeit in »Robot Dreams« und setzt die federnd leichte Melodie von »September« als Leitmotiv ein. Zugleich wählt er einen simplen, aber effektvollen Animationsstil, der zu den handgezeichneten Figuren und ihrer kindlichen Naivität passt. Eine eigenwillige Mischung aus Bojack Horseman und den Kurzfilmen von Pixar.
Kinder werden bestimmt ihre Freude an den putzigen Tiercharakteren haben. Die emotionalen Nuancen richten sich allerdings an ein älteres Publikum. Gerade die zweite Hälfte rührt aufgrund eines tragischen Badeausflugs, der dazu führt, dass sich die Wege von Dog und Roboter trennen. Das Salzwasser lässt den metallenen Körper des Blechmanns so sehr rosten, dass er nicht mehr aufstehen kann. Schweren Herzens muss der Hund ihn also zurücklassen. Zärtlich und empathisch zeichnet Berger die individuellen Wege seiner beiden Hauptfiguren nach: Den von Dog einerseits, der die Tage zählt, bis er den nächsten Rettungsversuch starten kann. Und den des immobilen Roboters, der am Strand liegt und von einem Wiedersehen mit seinem besten Freund träumt. Der Regisseur lässt seine Erzählung Haken schlagen, spielt immer wieder mit der Erwartungshaltung seines Publikums, bevor er »Robot Dreams« in ein ebenso wehmütiges wie warmherziges Finale münden lässt. Wehmütig ist es, weil es sich einem konventionellen Happy End verweigert. Warmherzig, weil es zeigt, wie schön das Leben ist, wenn man es mit jemandem teilt. ||
ROBOT DREAMS
Spanien, Frankreich 2023 | Buch & Regie: Pablo Berger | 113 Minuten | Kinostart: 9. Mai | Website (eng.)
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