Das Buchheim Museum widmet sich der Wiederentdeckung des einst berühmten Malers Leo von König. Und im Ortsmuseum Tutzing kann man in einer kleinen Ausstellung erstmals der vergessenen Künstlerin Mathilde Tardif begegnen, Königs erster Frau.
Leo von König
»Er hat sie alle gemalt«
LEO VON KÖNIG. LIEBE, KUNST & KONVENTIONEN
Buchheim Museum | Am Hirschgarten 1, Bernried | bis 7. April
Di–So/Fei 10–17 Uhr | Führung mit Dr. Dominik von König: 16. 3., 14 Uhr | Der schöne Katalog (231 S., Hirmer Verlag) kostet im Museum 32 Euro
MATHILDE VON KÖNIG-TARDIF. PANOPTIKUM DER GESELLSCHAFT UM 1900
Ortsmuseum Tutzing | Graf-Vieregg-Str. 14, Tutzing | bis 19. Mai | Mi, Fr/Sa/So 14–17 Uhr | Die Begleitpublikation von Ingrid van der Dollen (128 S., Edition Josef Hierling) kostet im Museum 10 Euro
Leo Freiherr von König (1870–1944) war der Sohn eines preußischen Offiziers und später berühmten Generals; seine Mutter war eine geborene Freiin von Cramm. Bemerkenswert, dass der Erstgeborene nicht einer militärischen Laufbahn folgen musste, sondern Maler werden durfte, was er schon im Alter von sechs Jahren wollte. Er war seit 1902 ein wichtiger Vertreter der Berliner Sezession, aus der er 1910 im Streit mit Max Liebermann austrat, die er dann wieder von 1915 bis 1933 als Vorstandsmitglied repräsentierte. Bekannt, ja berühmt wurde Leo von König als Künstler psychologisch einfühlsamer Bildnisse. Er porträtierte die deutsche Meisterin und Wimbledonsiegerin Cilly Aussem ebenso wie Baroninnen und Baronessen, den Reichsbankpräsidenten Hans Luther und den Münchner Regisseur und Intendanten Otto Falckenberg.
Der »letzte legitime Porträtmaler«, wie ihn Zeitzeuge und Künstlerkollege Richard Seewald in seinen Erinnerungen titulierte, wird im Buchheim Museum in der ganzen Breite seines Schaffens vorgestellt, angefangen mit Arbeiten des Jugendlichen – aber nicht chronologisch in seiner Werkentwicklung, sondern in thematischen Kapiteln. Das erste ist »Familienalbum« betitelt, und schon der Auftakt am Eingang macht deutlich, wie sehr Werk und Familienbeziehungen verbunden sind: Gegenüber Königs frühem, virtuos-lässigen Selbstporträt von 1902 findet man ein Foto, das den Maler im Atelier beim Blick auf ein kleines Mädchen mit gefalteten Händen zeigt und daneben deren Mutter, die Malerin Mathilde Tardif. Die hatte er in Paris in der Académie Julian kennengelernt und 1907 geheiratet, wobei er die Tochter Yvonne adoptierte. Das symbolistisch farbstarke Gemälde von dem Modell mit gefalteten Händen (1903) hängt neben dem Foto, und vielleicht ist Yvonne die am häufigsten von König gemalte Person. Auch Mathilde hat er porträtiert, und die sensiblen Bildnisse von Vater und Mutter, seiner zweiten Frau Anna, seiner Töchter Esther und Mechtild und seiner Geliebten Dolores von Grunelius gruppieren sich zum zentralen Kapitel dieses Œuvres. Nach Tutzing kam Leo von König, weil Yvonne und deren Mann, der Maler Walter Becker, schon 1938 hierher gezogen waren; so kaufte König 1940 die sog. »Brahmsvilla«, wo er nach der Bombenzerstörung seines Hauses in Berlin 1943 wohnte und 1944 starb.
Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Das könnte Sie auch interessieren:
Stefan Hunstein: »Von Ewigkeit zu Ewigkeit« in der Kirche St. Paul
WangShui: Die Ausstellung »Toleranzfenster« im Haus der Kunst
John Heartfield: Die Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton