Das Progressive Chamber Music Festival geht eigene Wege, im Milla Club und mit ungewöhnlichem Programm.
Progressive Chamber Music Festival 2023
Die andere Kammer
Gregor Hübner ist ein umtriebiger Künstler. Eben erst erschien ein Album des von ihm angestoßenen Munich Composers Collective, wo sich Student:innen und Alumni rund um den Geiger und Jazzprofessor sammeln, um zu zeigen, wohin einfallsreich moderne Komposition führen kann. Und dann ist er schon wieder unterwegs in seine zweite Heimat New York, um dort das Pendant des Progressive Chamber Music Festival zu leiten, dessen Münchner Variation Ende November wieder in der Milla Station macht. Die Idee ist einfach und bestechend: Kammermusik ist vielfältiger als ihr Klischee. Sie ist eine umfassende Ausdrucksform modern Musizierender, die sowohl in die Stilregionen der Klassik als auch in die der improvisierenden und der experimentell poppigen Musik reicht. Sie gehört daher mit dem gleichen Recht und Anspruch in einen Club wie die Milla im Glockenbachviertel wie auf die Bühne etwa eines Herkulessaals, mit dem wesentlichen Vorteil, im unbefrackten Ambiente auch junge Menschen und Grenzgänger:innen erreichen zu können, die sich durch das Offizielle der Konzertsaalpraxis nicht abgeholt fühlen.
Das Progressive Chamber Music Festival ist daher einerseits ein Experiment, weil es mit Gewohnheiten bricht. Es ist aber auch bereits eine kleine Erfolgsgeschichte, weil die Kooperation zwischen München und New York ebenso wie die Resonanz beim Publikum zeigen, dass Musik abseits der Algorithmen auf viel Widerhall und Faszination stößt. Zum inzwischen sechsten Mal geht das Festival über die Bühne, und in diesem Jahr sind neben Hübners eigenem internationalen Sirius Quartet am ersten Abend (22. November) das Jacques-Pierre Kollektiv mit elektronischem Indie-Crossover und das Trio von Hübner mit dem zweiten Festivalchef, dem Gitarristen Gerd Baumann, und der wild expressiven Sängerin Jelena Kulijć zu Gast.
Am 23. November folgen dann das kammerjazzige Duo des Trompeter Matthias Lindermayr mit dem Saxofonisten Matthieu Bordenave, das Trio Pre.Pared um den Pianisten Chris Gall und sein präpariertes Klavier, abgerundet mit dem Konzert der Munich Composers Collective als Finale. Diese Kammermusik ist anders, weiter und offener. Genau darum geht es. ||
PROGRESSIVE CHAMBER MUSIC FESTIVAL
Milla Club | 22., 23. Nov. | 19 Uhr | Tickets: 089 548181818
Weitere Vorberichte finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ingeborg Schober: »Die Zukunft war gestern«
Cécile McLorin Salvant: Live im Prinzregententheater
Cristian Măcelaru & Orchestre National de France in München
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton