Graham Nash prägte den Hippie Flow, Paul Weller den Indie Rock. Im September sind beide Pop-Pioniere in München zu Gast

Graham Nash / Paul Weller

Männerstimmen

graham nash

Graham Nash | © Amy Grantham

Das Prinzip war simpel. Eine akustische Gitarre und drei Männer. Und schon waren im August 1968 die legendären Crosby, Stills & Nash geboren. So beschreibt jedenfalls Graham Nash in seiner 2014 erschienenen Autobiografie »Wild Tales« die Geburtsstunde des Trios, zu dem neben dem heute 81-Jährigen der im Januar verstorbene David Crosby und der inzwischen auch schon 78 Jahre alte Stephen Stills gehörten. »Wir waren alle drei Harmonie-Freaks«, so Nash weiter, »und kamen aus Bands, die alle die Zweistimmigkeit bis zur Kunst verfeinert hatten: die Hollies, Buffallo Springfield und die Byrds. Aber der Klang, den wir eben erzeugt hatten, war anders, so frisch. Noch nie zuvor hatten wir so etwas gehört.« Im Jahr darauf stieß bekanntlich noch Neil Young als Musiker dazu. Und während sich letzterer als Singer Songwriter-Rebell längst davon emanzipiert hat, bringt man Graham Nash noch immer mit diesen magischen Harmonien in Verbindung.

Dabei hatte auch Nash seine Solo-Karriere. Er tritt weiterhin live auf. Und am 6. September ist er mit seinem neuen Album »Now« im Münchner Circus Krone zu erleben. Es ist das siebte Solo-Studio-Album von Nash, der 1942 im englischen Black Pool geboren wurde und nach vielen Jahren in Los Angeles und Hawaii mit seiner neuen, 2019 geheirateten Ehefrau Amy Grantham in New York lebt. Das sei hier deswegen erwähnt, weil es im Titelsong von »Now« gleich zu Beginn »I used to think that I would never love again« heißt. Auch sonst ist die Liebe auf dem Album ein zentrales Thema, wie sie es bei Nash ja immer war, der damals über seine Liaison mit Joni Mitchell nicht nur Crosby und Stills, sondern auch die USA kennen und lieben lernte. Auch um Politik geht es bei Nash, der sich früher gegen Vietnam und die Atomkraft engagierte und nun gegen Trump (»Golden Idol«) und die Spaltungen in den USA (»Stars And Stripes«) ansingt. In der Summe ist »Now« ein überraschend frisches Folkpop-Album, auf dem auch Nashs Stimme sehr jugendlich klingt.

graham nash

Paul Weller | © Derek D. Sousa

Seinen jugendlichen Geist hat sich auch Paul Weller bewahrt. Auch er ist gebürtiger Brite, im Gegensatz zu Nash ging der heute 65-Jährige aber nicht an die amerikanische Folkmusik verloren. Stattdessen gründete er bereits mit 17 die legendäre Punkrock-Band The Jam, prägte damit die zweite Mod-Welle in Großbritannien und wird dafür bis heute als der »Modfather« verehrt. Seine zweite, in den Achtzigern gegründete Wavepop-Soul-Band The Style Council war ebenfalls stilprägend. Parallel dazu outete sich der Musiker damals als Sozialist und Vegetarier. Seine Solo-Karriere startete Paul Weller, der am 26. September in der Muffathalle auftritt, in den Neunzigern. Und seit etwa 2010 hat er damit, könnte man sagen, einen veritablen Lauf. Er veröffentlicht seitdem Album um Album, zuletzt »An Orchestrated Songbook« und die Studio-Alben »On Sunset« und »Fat Pop (Volume 1)«. Alles in allem ziemliche Wundertüten, gefüllt mit Britpop, Glamrock, Postpunk, Funk, Jazz oder Soul. Man merkt: Der Mann hat immer noch viel Energie, und für ihn gilt sicherlich genauso, was Graham Nash gleich auf der ersten Seite von »Wild Tales« schreibt: »Mein ganzes Leben lang hatte ich Musik im Kopf gehabt.« ||

GRAHAM NASH
Circus Krone | Marsstr. 43 | 6. Sept. | 20 Uhr | Website

PAUL WELLER
Muffathalle | 26. Sept. | 20 Uhr | Website

Weitere Vorbericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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