In diesem Jahr feiert die Galerie Rüdiger Schöttle ihren 55. Geburtstag. Über Schöttle, der als einer der wichtigsten Kunstagenten weltweit gilt, ist wenig bekannt. Wer ist der Mann mit der großen Brille und dem durchdringenden Blick?
Galerie Rüdiger Schöttle
Zeitlosigkeit als Konzept
GALERIE RÜDIGER SCHÖTTLE
Amalienstr. 41 | 1. September bis 28. Oktober | Doppelausstellung Slawomir Elsner und Maximilian Rödel im Rahmen von Various Others | Website
HEINZ SCHÜTZ (HG.): BILD – ERZÄHLUNG – ÖFFENTLICHKEIT: DIE GALERIE SCHÖTTLE
Passagen Verlag, 2001 | nur noch antiquarisch erhältlich
Nicht groß, nicht auffällig, nicht laut, nicht raumgreifend – und trotzdem sofort erkennbar, egal, durch welche Menschenmenge er sich mit kleinen eleganten Schritten bewegt. Rüdiger Schöttle ist präsent, auf diskrete und gleichzeitig unübersehbare Weise. Zum ersten Mal begegnet sind wir uns vor fast 30 Jahren auf der Praterinsel, wo Cornelia Faist auf dem Aktionsforum große Ausstellungen kuratierte. Die Vernissagen endeten oft in einer Schwabinger Wirtschaft, in der eine kleine Gruppe bis spät in die Nacht hängen blieb: Rüdiger Schöttle und Brygida Ochaim, Cornelia Faist, Michael Heufelder, Freunde und Bekannte. Getrunken wurde Bier. Und es wurde entfesselt gelacht: Wenn Rüdiger Schöttle anfing, seine Anekdoten auszupacken, blieb kein Auge trocken. Gleichzeitig wurde von einem zum anderen Mal deutlicher, welche Enzyklopädie der zeitgenössischen Kunst dieser Mann ist. Was macht ihn und seine Arbeit so einzigartig?
Rüdiger Schöttle kam 1964 von Stuttgart nach München. »München war damals die attraktivste Stadt weit und breit, ein bisschen am Rande, aber spannend«, erinnert er sich. Keine einschlägige Ausbildung machte ihn zum Galeristen. Vielmehr brachte ihm seine Tante die Kunst näher und damit das Nachdenken über die besondere Wertschöpfung, lange bevor es zu einer Art der Verwertbarkeit kommt. Als Autodidakt eröffnete er 1968 in München seine Galerie in der Prinzregentenstraße. Sein erster Künstler war Theodor Werner, ein abstrakter Maler, der über die Tante bei ihm landete. Als einer der wenigen Galeristen in Europa widmete er sich dann zunächst der Konzeptkunst, den Konstruktivisten, den Wiener Aktionisten, darunter Hermann Nitsch, der konkreten Poesie, mit Heinz Gappmayr, Antonio Calderara, Eugen Gomringer, Raimer Jochims und einigen weiteren – in einem gesellschaftlichen Klima, in dem Andy Warhol als Pornograf galt und Joseph Beuys Skandale verursachte. Bei Schöttle erzeugte die Reibung zwischen Kunst, Philosophie, ästhetischer Theorie und Politik die erotische Wärme, die neugierige Diskutanten (und manchmal auch Kunden) aus allen Richtungen anzog.
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