Der Regisseur Christian Petzold setzt in seinem neuen Film »Roter Himmel« auf Gruppendynamik. Im Gespräch mit Simon Hauck spricht er über die junge Generation, Humor und warum er immer auf ein festes Ensemble zurückgreift.
Roter Himmel
»Wir leben hier in einem Land ohne Filmindustrie«
ROTER HIMMEL
Deutschland, 2023 | Regie: Christian Petzold
Mit Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt u.a.
103 Minuten | Spielfilm | Kinostart: 20. April | Website
Der deutsche Film und die Leichtigkeit, das ist keine einfache Beziehung. Oft fehlt es dem hiesigen Kino an sommerlichen Nuancen, wienman sie etwa aus dem Oeuvre Éric Rohmers kennt. Zugleich steckt auch Ihr neuer Film »Roter Himmel« voller Ängste und Hoffnungen, voller Gegenwart und Bedrohung. Inwieweit ist er im Hinblick auf Ihr Gesamtwerk zugänglicher als frühere Werke?
Die Leichtigkeit beim Drehen hatte ich bei den beiden vorherigen Filmen mit Paula Beer und Franz Rogowski (Anm. d. Red: »Transit«
und »Undine«) schon erlebt. Und daran wollten wir auch bei »Roter Himmel« ansetzen. Gerade deshalb, weil Paula und ich zur gleichen Zeit in Paris saßen und mit Covid infiziert waren und draußen natürlich miterleben mussten, wie plötzlich alles zugesperrt wurde, was schon gespenstisch war. In dieser Zeit, in der man viel nachdenken konnte, merkte ich extrem, wie schön es ist, als Kollektiv zusammenzuarbeiten.
Ihre Protagonist*innen sind dieses Mal verhältnismäßig jung, was ebenfalls diesen jugendlichen Touch unterstreicht und denFortgang Ihrer raffinierten »Eine Figur kippt die andere«-Story zusätzlich befeuert. Inwiefern zielen Sie in Zeiten der Kinokrise und der Erfolge der Streamingdienste auf ein jüngeres Publikum?
Ich habe selbst zwei Kinder in diesem Alter. Mich hatte es sehr beschäftigt, wie diese jungen Leute während der Coronapandemie so krass aus ihrem Leben gerissen wurden. Plötzlich gab es für sie keine Clubs mehr. »Die Ferien sind jetzt für euch vorbei – und zwar für immer!«, raunten unsere Politiker. Sie hatten im Sinne der strengen Coronapolitik überhaupt keine Zeit mehr, ihr Leben zu verschwenden, was sich vorher bereits mit der verkürzten Gymnasialzeit und den Folgen des Bologna-Prozesses angekündigt hatte. Man muss hierzulande »orientiert werden«, um möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu gelangen. Das ist eben in französischen Sommerfilmen ganz anders: Da darf man verletzen und verletzt werden; jeder darf eine Lebenserfahrung machen. Dass mein Drehbuch lustig sein wird, hatte ich beim Schreiben noch gar nicht so fest gespürt, aber beim Proben sofort gemerkt.
Das komplette Interview und die Kritik zum Film finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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