Seine Deutschlandtour musste David Hasselhoff leider absagen. Der Artikel von Dirk Wagner bleibt nichtsdestotrotz lesenswert. Hier der komplette Text über einen Serien- und Schlagerstar, der schon lange vor Social Media eine treue Fanschar um sich sammeln konnte.

David Hasselhoff

So was von damals

david hasselhoff

Ermittler, Bademeister, Showmaster: der fabelhafte David Hasselhoff | © Universal Music

In einer Zeit, als Autofahrerinnen sich noch nicht die Reiseroute von ihrem Wagen über entsprechende Navigationssysteme beschreiben ließen, punktete ein sonnengebräunter junger Mann in der Fernsehserie »Knight Rider« genau damit, dass nämlich sein Sportauto K.I.T.T. mit ihm redete. Mit dieser Rolle und mit seinem Einsatz als Rettungsschwimmer mit Wuschelhaar auf Kopf und Brust in der von ihm selbst produzierten Serie »Baywatch« gelang dem US-amerikanischen Schauspieler David Hasselhoff sogar ein Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde als der weltweit am meisten im Fernsehen gesehene Mann. Solcher Erfolg allein hätte wahrscheinlich gereicht, um Fan-T-Shirts mit dem Slogan »Don’t Hassel The Hoff« feilzubieten. »The Hoff«, so nennen ihn seine Fans, die mittlerweile sogar Gerüchten zufolge mit Brusthaartoupets zu den Konzerten ihres Idols pilgern. Denn das unterscheidet den Fernsehhelden von anderen: Ganz nebenbei wurde er auch noch in einer deutschen Fernsehshow als Sänger vom Musikproduzenten Jack White entdeckt. Den sollte man übrigens nicht mit dem gleichnamigen US-amerikanischen Rockmusiker verwechseln, so wie der von Josef Hader gespielte Musikkritiker es zu Beginn der Filmkomödie »Wilde Maus« tat. Der deutsche Musikproduzent Jack White ließ Hasselhoff also Tony Marshalls »Auf der Straße nach Süden« noch einmal in der zuvor schon mal gefloppten englischsprachigen Originalversion singen: »I’ve been looking for freedom«. Schon wackelte die Berliner Mauer und kippte sieben Monate später sprichwörtlich um.

Damit galt Hasselhoffs Song in Deutschland als Befreiungshymne, der zum Dank dem Befreiungssänger dann auch gleich ein gut besuchtes The-Hoff-Museum in einem Berliner Hostel eingerichtet wurde. Und ja, The Hoff selbst hat das Museum mittlerweile auch besucht und erfreute sich dort besonders an seinem Abbild auf einem Riesenposter mit einem Teppichstück als Brusthaartoupet, dessen Haare allerdings mit der Zeit von den Reliquiensammlern unter den Museumsbesuchern auffällig stark ausgerupft wurden. Gleichwohl Hasselhoffs Gesangskunst über die deutsche Grenze hinaus auf wenig Anerkennung stieß, bastelte er ebenso eifrig wie erfolglos an einem Folgehit.

Okay, dachte sich schließlich die besonders erfindungsreiche deutsche Musikindustrie: Wenn sogar ein Duett mit Jasmin Blümchen keinen weiteren Erfolg brachte, dann vielleicht die Begegnung mit einer anderen sonnengebräunten Lederhaut. Lassen wir ihn doch zusammen mit Matthias Reim dessen »Verdammt, ich lieb dich« auf Englisch singen! Solche umsatzsteigernde Begegnung zweier gealterter One-Hit-Wundermänner sollte allerdings nur den Verkauf der von The Hoff allein eingesungenen Version »Damnit I Love You« ankurbeln, die ein Jahr zuvor anno 2021 auf Hasselhoffs Album »Party Your Hasselhoff« erschien. Auf dem singt Hasselhoff nach seinem einstigen Hit »Looking For Freedom« endlich noch weitere Evergreens, wenngleich nicht seine eigenen. Allerdings sind seine Fassungen des Kiss-Erfolgs »I Was Made For Loving You« oder von Iggy Pops »The Passenger« durchaus partytauglich. Und in Hasselhoffs Aufbereitung von Neil Diamonds »Sweet Caroline« schwingen sogar ein paar Klänge aus dem Knight-Rider-Soundtrack mit. Seine Konzerte in Regensburg und München wird er hoffentlich bald nachholen. Und dann werden Fans mit und ohne Brusthaartoupets gemeinsam mit ihrem Idol in bewährter Elvis-Manier singen: »You are always on my mind«. ||

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