Seit über zwei Jahrzehnten sollen Jutier- und Tonnenhalle vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Die Ideen für die Umnutzung der beiden Denkmäler liegen seit Jahren vor. Sind sie heute noch zeitgemäß?
Jutier- und Tonnenhalle
Überreif
Über 20 Jahre lang wurde über die kulturelle Nutzung von zwei denkmalgeschützten Hallen am Rand des Kreativquartiers an der Dachauer Straße nachgedacht. In diesem Frühjahr sollen die Baumaßnahmen beginnen. Allerdings nicht zur Freude jener, die bis heute auf ein international tragfähiges Performing Arts Center für die freie Theaterszene hoffen. Die Chronologie von 2001 bis zum Baubeginn 2023 ist ein Musterbeispiel für städtische Effizienz, wie einst anarchisches Gelände in domestizierte Hühnerställe verwandelt wird. Es muss nur lange genug dauern. Wir zeichnen den Weg zur Hallen-Neubespielung nach.
1926 errichtet der städtische Baudirektor Ernst Henle die Jutierhalle, in der für die Wasserwerke Leitungsrohre mit Jute umwickelt wurden. Die durch Wandpfeiler gegliederte Eisenbetonkonstruktion hat ein Dach in offenem Fachwerk und gewinnt Helligkeit durch ihre Oberlichter. Die Halle ist 92 Meter lang, 27 Meter breit und bis zu 17,4 Meter hoch. Parallel entsteht neben der Jutierhalle die 2500 Quadratmeter große Tonnenhalle, ebenfalls im Reduktionsstil, der sich zwar vom Historismus abwendet, dennoch auf traditionelle Baumaterialien, Bauweisen und teilweise auch Stilelemente nicht völlig verzichtet. 1952 erfolgt eine Erweiterung nach Südosten. Genutzt werden die Hallen vor allem als Lagerflächen für die Stadtwerke.
Tonnenhalle als Tanzhaus? Kulturreferent Anton Biebl im Interview.
1992 wird die Jutierhalle zusammen mit der zuletzt als Hochregallager genutzten Tonnenhalle in der Bayerischen Denkmalliste als Industriedenkmal eingetragen. Von 2000 bis 2003 dient die Jutierhalle den Münchner Kammerspielen als Interimsspielstätte, während das Stammhaus in der Maximilianstraße saniert wird. Unter Intendant Frank Baumbauer wird die Halle mit der nötigen Infrastruktur und allen technischen Finessen ausgestattet. Legendär wird das mehrteilige Großprojekt »Schlachten», als Shakespeare-Adaption der Königsdramen.
Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
Das könnte Sie auch interessieren:
»Wer immer hofft, stirbt singend« an den Kammerspielen
Das Vermächtnis: Matthew Lopez' Stück am Residenztheater
2G+ in der Kultur: Ein Kommentar
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton