200 Kooperationspartner, 500 Veranstaltungen, kein Kurator. Beim Flower Power Festival darf bis Ende September jeder mitmachen und München verschönern. Aber kann das Festival auch an die einstige politische Flower Power anknüpfen?
Flower Power Festival
Im Blütenrausch
»Bringt Blumen!«, forderte der Beat-Poet Allen Ginsberg 1965 bei den Studentenprotesten in Berkeley als Zeichen gegen dennVietnam-Krieg. Die daraus entstehende Hippiebewegung war nicht die erste Generation, die mit der magischen Kraft der Blume ganze Armeen in die Knie zwingen wollte. Chrysanthemen steckten sich während der Herbstrosenrevolution im Oktober 1918 die ungarischen Soldaten an die Mützen, um ihren Widerstand gegen das K.u.K.-Regime zu demonstrieren. Kurz darauf wurde die erste ungarische Republik ausgerufen. 1974 brachte die friedliche Nelkenrevolution die Diktatur von António de Oliveira Salazar in Portugal zu Fall. In Georgien war es 2003 die Rosenrevolution, die einen gewaltfreien Regierungswechsel nach dem Wahlbetrug Eduard Schewardnadses ermöglicht hatte. »Wir werden Rosen statt Kugeln auf unsere Feinde werfen«, hatte der georgische Schriftsteller und Dissident Swiad Gamsachurdia verkündet, der 1991 zum ersten Präsident Georgiens nach der sowjetischen Herrschaft gewählt worden war.
Es wäre ein leichtes, das Thema Blumenrevolution auf die aktuelle Weltlage von der Ukraine über den Iran bis zu den Klimademonstrationen in Nordrhein-Westfalen zu übertragen. Betrachtet man die Homepage des Festivals, das unter dem Motto »Flower Power« die Stadt befruchten will, sucht man Signale politischer Sprengkraft allerdings vergeblich. Was also sind die Beweggründe der Initiatoren, die vor vier Jahren mit dem
Faust-Festival zum ersten Mal so viele unterschiedliche Kulturinstitutionen mit einem gemeinsamen Thema verbunden haben?
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