Im Olympiapark geht es weiter rund. In ein paar Tagen zum Beispiel lockt mit dem Superbloom ein neues Popfestvial. Mit dabei sind Acts wie Kraftclub, Sam Ryder und Stromae
Superbloom Festival
Die große Sause
Eigentlich wurde den ganzen Sommer über gefeiert. Tollwood ist durch, mit Zahlen, die die Betreiber nach der Phase der Zwangspause wieder glücklich machen. Immerhin haben sich während 32 Tagen rund 850.000 Menschen über das Gelände im Süden des Olympiaparks gedrückt. Sie haben in Konzerten geschwitzt, sich nachhaltig in den Gastroarealen die Kante gegeben und auch das eine oder andere Kunsthandwerkliche erstanden, das nun die heimischen Garderoben und Wellnesszonen schmückt. Dann ging und geht es weiter mit 50 Jahren Olympia und dem Nostalgieprogramm der isarkosmopolitischen Grandezza, das mit diversen Erinnerungsankern an die Momente des kommunalen Durchstartens nach den Aufbaujahren der ausgebombten Stadt erinnert. Und drittens zündet ein Popfestival Anfang September, das angesichts von Sommernachtsträumen und ähnlichen Vorgängern ein wenig frech von sich behauptet, das erste echte Pop-Event dieser Klasse in München zu sein, eine weitere Vergnügungsstufe des musikkulturellen Selbstverständnisses, die kurz vor dem so dringend erhofften Kollektivrausch des Oktoberfestes abermals Zehntausende in die Stadt lockt. Viel los also im klimaheißen Spreader-Sommer 2022, den ein Lüftchen von Genusshysterie umweht.
Das Superbloom Festival jedenfalls ist wild entschlossen, alles richtig zu machen. Und mehr ist bekanntlich irgendwie mehr. Das gilt auch für Festivals, die ihre hohen Eintrittspreise mit entsprechend großem Programm rechtfertigen. Weil dieses sich dann aber auf diverse Bühnen gleichzeitig verteilt, derweil die einzelnen Zuschauer:innen immer nur eine der vielen Spielorte gleichzeitig beäugen können, wächst in so einem Plus an Programm nur das Mehr der Angebote, die man auf einem Festival zugunsten der genutzten Optionen verpasst. Wenn am 3. und 4. September also Superbloom den gesamten Olympiapark in ein gigantisches Festivalgelände mit zahlreichen Bühnen, Ausstellungsräumen, Biergarten und Einkaufsmeile verwandelt, werden die Besucher:innen wahrscheinlich erfahren, dass zwei Tage viel zu wenig sind, um so ein Programm auch nur im Ansatz auszuschöpfen. Allein schon die Liste der auftretenden Künstler:innen von der lokalen Sängerin Seda oder der regionalen Größe La Brass Banda über den national bekannten Komiker Krömer bis hin zu internationalen Stars wie Stromae oder Glass Animals, die sich hier gegen nationale Größen wie Kraftklub oder Alli Neumann behaupten, ist lang genug, um die Mehrzahl der konzertanten Verlockungen absehbar nicht mitzuerleben.
Wer darüber hinaus aber noch mit dem mitwirkenden Münchner Science & Fiction Festival Roboter bauen mag oder das Ambiente eines ebenfalls nachgestellten Budapester Stadtparks der 1920er Jahre mit seinen Jahrmarktsbuden, Gaukler:innen und Zauber:innen genießen will, wird erst recht feststellen, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Und die vergehen noch dazu auf so einem wahrlich beeindruckenden Festival besonders schnell. Nun ist so eine Großveranstaltung allerdings auch wie eine dicke Tageszeitung, die man kauft, obwohl man einen nicht geringen Anteil der Zeitung auch nicht lesen wird. So wird die Seifenblasendisko und weitere Spielstationen für die ganz kleinen Festivalbesucher:innen der Mehrzahl ohnehin wenig bedeuten. Trotzdem ist es schön, dass auch an Familien mit Kindern gedacht wurde in der Konzeption des Festivals. Wieweit ein Babygarten mit Krabbelwiesen, Wickelstation und Stillsessel dann jungen Eltern wirklich Gelegenheit bietet, wieder an einem Festival teilzunehmen, sei dahingestellt. Denn abgesehen von der Lautstärke solcher Festivals, die nicht unbedingt als babyfreundlich empfunden wird, könnten auch die hohen Eintrittsgelder, die ein so umfangreiches Angebot natürlich auch rechtfertigt, den jungen Eltern dann doch zu massiv erscheinen. Immerhin haben die ganz kleinen Begleitpersonen freien Eintritt. Die zu zahlenden Eintritte sind dann gestaffelt: Neben normalen Tickets gibt es also die mit noch mehr Komfort. Anders ausgedrückt: Der einfache Eintrittspreis gestattet eben nicht den Zugang zu allen Angeboten. Zudem gestatten entsprechende Aufpreise kürzere Wege zu Bühnen und zu Toiletten. Würden jedoch alle darum das teurere Ticket kaufen, würde auch solches Mehr an Angebot absurderweise verschwinden. Wenn alle dann die kürzeren Wege nutzen dürften, gäbe es keine kürzeren Wege mehr. ||
SUPERBLOOM FESTIVAL
Olympiapark München | 3., 4. Sept. | ab 10 Uhr | Tickets
Weitere Vorberichte zum musikalischen Geschehen in München gibt es in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.
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