Dank der schauspielerischen Glanzleistung seines Hauptdarstellers Guillaume Canet weiß Edouard Bergeons Drama »Das Land meines Vaters« zu überzeugen.

Das Land meines Vaters

Bauern sterben

das land meines vaters

Landwirte unter Druck, gespielt von Rufus (links) und Guillaume Canet | © Weltkino Filmverleih

Am Ende hilft nur noch Glyphosat. Und zwar nicht für die Äcker von Pierre (Guillaume Canet), einem einstmals ebenso stolzen wie aufgeweckten Bauern aus der französischen Provinz. Sondern um seine totale Lebensmisere als finanziell blanker, familientechnisch gescheiterter und von der Agrarindustrie als Marionette missbrauchter Landwirt, dem nur noch der Selbstmord als ultimatives Druckmittel geblieben ist, mit einem letzten Schrei nach Liebe zu beenden. Dass daraus in »Das Land meines Vaters« (Originaltitel: »Au nom de la terre«) am Ende kein melodramatisch rührseliges »Menschen, Tiere, Sentimentalitäten«-Landwirtschaftsdrama geworden ist, verdankt das fiktionale Langfilmdebüt des 1982 geborenen Ex-Sportreporters und Dokumentarfilmers Edouard Bergeon vor allem zwei Dingen. Hinter der Leinwand: Bergeons präziser Recherche mitsamt eigener Prägung als Landwirtssohn und dessen tragischer Vatergeschichte, die in ihrer gelungenen Pars-pro-Toto-Funktion als aufrüttelnde Hintergrundfolie für diese berührende Familientragödie dient, die Franz Xaver Kroetz’ Dramentitel »Bauern sterben« (1985) sowie den radikalen Wandel des Bauernstandes seit den 1970ern ungeschönt ernst nimmt und drastisch ins emotionale Blickfeld großstädtischer Biofans rückt.

Sowie der schauspielerischen Glanzleistung Guillaume Canets, der als überzeugende Passionsfigur damit gleichzieht mit seiner Lebensgefährtin Marion Cottilard. Diese hatte bereits in »Zwei Tage, eine Nacht« (2014), dem stillen Meisterwerk der Dardenne-Brüder, als ebenso moderne wie heilige Protagonistin eines gewaltigen »Tour de Force«-Stationendramas brilliert. Eingebettet in ein starkes Schauspielensemble mit Veerle Baetens (»The Broken Circle«) und Jungstar Anthony Bajon (»Silberner Bär«-Gewinner 2018 für Cédric Kahns »Auferstehen«) überzeugt »Das Land meines Vaters« obendrein bis in die Nebenrollen. Hierzulande, wo Landwirte in erster Linie als mediale Zirkusfiguren (»Bauer sucht Frau«) missbraucht werden, wäre dagegen ein ähnlich gestricktes »Land und Leute«-Drama im Grunde unmöglich: Denn wer würde schon Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer das Bauerngen schauspielerisch abnehmen? ||

DAS LAND MEINES VATERS
Frankreich, Belgien 2021 | Regie: Edouard Bergeon | Mit: Guillaume Canet, Veerle Baetens, Anthony Bajon | 103 Minuten | Kinostart: 18. November

Weitere Filmkritiken gibt es in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


Das könnte Sie auch interessieren: