Das Digitalanalog Festival lädt noch einmal in den alten Gasteig – zur Besichtigung musikmedialer Möglichkeiten.

Digitalanalog Festival 2021

Bits und Pixel

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Jimi Tenor, Multitalent aus Finnland, mit der Big Band Dachau zu Gast | © Erin McKinney

In den letzten zwanzig Jahren konnte sich das anfangs noch tourende Digitalanalog Festival als ein kultureller Höhepunkt im Münchner Veranstaltungskalender etablieren, wo spannend neue Möglichkeiten einer auditiven und visuellen Popkultur gemeinsam ausgelotet werden. Selbst verdiente Legenden wie die Münchner Krautrock-Pioniere Amon Düül II boten ihre bewährten Hits dort darum nicht retrospektiv dar, sondern gleichermaßen als inspirierendes Zeugnis aus einer ruhmreichen Vergangenheit wie auch von wegweisenden Visuals begleitet mit Blick in die Zukunft einer stets sich verändernden Popkultur. Solche Visuals besorgte bei ihrem Gastspiel auf dem Digitalanalog-Festival der heuer leider verstorbene Peter Becker alias VJ Autopilot. Dessen Kunstverständnis war stets auch ein Motor des Festivals, auf dem letztlich nicht nur er selbst, sondern auch zahlreiche Künstler und Künstlerinnen mitwirkten und wirken, die als Studierende der LMU bei Peter Becker die Videokunst gelernt haben.

Deshalb integriert das Jubiläumsfest zum zwanzigjährigen Bestehen von Digitalanalog – und zugleich auch das letzte im alten Gasteig vor dem Umzug in das Interim HP8 – wieder einige seiner Impressionen in das Programm, wenn auch nicht so prominent wie ursprünglich geplant. Mit der Rolltreppe in den ersten Stock und damit zum eigentlichen Festivalgelände im Gasteig fahren die Besucherinnen und Besucher direkt auf eine Großleinwand zu, wo sie mit Ausschnitten aus Werken und Experimenten von Felix Rodewaldt und Marcel Ralle begrüßt werden.

Ansonsten ist das Festival wie in den letzten Jahren auf die verschiedenen Säle verteilt, den Carl-Orff-Saal, die Black Box oder auch die Foyers. Nachdem das Festival wegen der Pandemie letztes Jahr nur als Livestream stattfinden durfte, dann allerdings auch mit der Möglichkeit, zwischen gleichzeitig stattfindenden Konzerten zu wechseln, setzen die Veranstalterinnen und Veranstalter diesmal wieder auf ein Livepublikum, das bei freiem Eintritt miterleben darf, wie vielversprechende neue Popmusiker und etablierte Mitstreiter zusammen mit Visual Artists ein konzertantes Kunsterleben ermöglichen, das man durchaus auch als gelungenes Gesamtkunstwerk preisen darf. Zumindest ist das mit Künstler:innen wie Lizky, Monday Music Club, Brew Berrymore, Darcy, Mirror Lane und anderen auch dieses Mal wieder zu erwarten.

Dass die Freude am Experiment dabei allerdings auch stets das Risiko zu scheitern birgt, könnte natürlich solche Erwartung enttäuschen. Allerdings war davon in den letzten zwanzig Jahren nie die Rede. Und das, obgleich zahlreiche Fehler aufgezählt werden könnten. Als Musiker zum Beispiel mal während ihres Konzerts ein Cello nicht finden konnten, das am Bühnenrand eigentlich aufseinen Einsatz warten sollte. Das muss einemauch erst mal passieren, dass man so ein eigentlich recht großes Instrument plötzlich nicht findet, weil der vermeintliche Vorraum zur Bühne sich im Nachhinein als Aufzug herausstellte. Oder ein Sänger einer Grindcore-Band war unerwartet heiser, weswegen die Combo zur Instrumentalkapelle mutierte und statt des angekündigten Rockprogramms besten Gypsy-Swing darbot. Kuriosa am Rande. Was das Festival dabei allerdings auch auszeichnet, ist ein Publikum, das sich auf solche unerwarteten Programmänderungen einlässt. Wie bereitwillig es sich etwa mal auf eine von Hindemith komponierte Musik für mehrere Trautonien einließ, faszinierte auch die damals im Zuschauerraum sitzende US-amerikanische Techno-Legende AnthonyShakir aus Detroit. Und der finnische Multiinstrumentalist Jimi Tenor war von seinem letzten Auftritt auf dem Digitalanalog-Festival mit der Bigband Dachau so angetan, dass er und die Dachauer ihre musikalische Begegnung heuer auf dem Festival wiederholen werden. Wobei wohlgemerkt die Begegnung an sich eine Wiederholung sein wird. Die Musik, die sie gemeinsam gestalten, wird ein weiterer digitalanaloger Blick in eine mögliche Zukunft der medialen Fusionen sein. ||

DIGITALANALOG FESTIVAL 2021
Gasteig | 15.,16. Oktober | 20.30 Uhr
Eintritt frei

Mehr zu Konzerten in München gibt es in der kompletten Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

 


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