Das Kino im Oktober verspricht eine vielfältige Abwechslung von unterkühlter Herbststimmung, vom Bockbuster bis zum Experimentalfilm.

Kino im Oktober

The Many Saints of Newark

Michael Gandolfini schlüpft in »The Many Saints of Newark« in die Paraderolle seines 2013 verstorbenen Vaters James Gandolfini. Der Film erzählt die Vorgeschichte der berühmten »Sopranos« um das spätere Familienoberhaupt Tony Soprano | © 2021 Warner Bros. Entertainment

In »The Many Saints of Newark« erzählen die Autoren David Chase und Lawrence Konner den Gründungsmythos der »Sopranos«. Mit ihnen erfand Chase für den US-Bezahlsender HBO 1999 die moderne Langstreckenserie. »Dein Vater war ein Heiliger«, sagt Mutter Livia in den »Sopranos« gern vorwurfsvoll zu Tony, und natürlich sind die »Saints« aus dem Titel genau genommen: Stammväter amerikanischer Mafiosi. (…) »The Sopranos« waren nicht bloß eine Mafiaserie. Ein Boss zeigte Schwäche, ging zu einer Psychologin. In »The Many Saints of Newark« schlägt das Pendel eher Richtung reinem Mafiafilm aus – die Inszenierung der Gewalt gerät bisweilen zur stumpfen Routine. (Arne Koltermann)

THE MANY SAINTS OF NEWARK
USA 2021 | Regie: Alan Taylor
Drehbuch: David Chase, Lawrence Konner
Mit: Alessandro Nivola, Jon Bernthal, Corey Stoll, Michael Gandolfini, Vera Farmiga u.a.
120 Minuten | seit 23. September im Kino

 

Dune

Timothée Chalamet und Rebecca Ferguson in Denis Villneuves werkgetreuer Verfilmung des Sci-Fi-Klassikers »Dune« | © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc

Wenn es um die Beschreibung dieser Welt mit all ihren eigentümlichen Gegebenheiten geht, ist ihm hier jedenfalls ein Erfolg gelungen. Erstbetretern des sandigen Gebiets wird genug Zeit gegeben, um sich zurechtzufinden. Was bei Lynch noch zwischen Dünen der Überforderung unterging, tut sich hier als wundersame und beeindruckende Welt auf, die den Zuschauer sofort in ihren Bann schlägt. (…) Eine rundum gelungene Space-Opera also? Nicht ganz. Bei all dem Positiven fehlt eine eigene Handschrift. Anscheinend fühlte sich Villeneuve seiner Vorlage gegenüber so verpflichtet, dass er sich davor hütete, zu viele eigene Ideen mit einzubringen. (Matthias Pfeiffer)

Titane

kino im oktober

Agathe Rousselle gibt sich in Julia Ducournaus »Titane« ihrer Leidenschaft für Autos hin | © Carole Bethuel

Julia Ducournau wollte mit ihrem preisgekrönten Cannes-Schreckgespenst im Gegenwartkino vor allem die »Mauern der Normativität« einreißen, wie sie der Weltpresse am Abend der Preisverleihung selbstbewusst erklärte. Das ist ihr mit »Titane« auf eindrucksvolle Weise gelungen. Nichts gegen ruhmreiche Regiegrößen und gleichzeitige CannesStammgäste wie Nanni Moretti, Bruno Dumont, Ashgar Farhadi oder Jacques Audiard, die sich zusammen mit ihren neuesten Filmbabys quasi im Jahresrhythmus an der Côte d’Azur tummeln … Aber die Zeiten des allzu engen Männerzirkels rund um die Vergabe der »Goldenen Palme« scheinen seit diesem Sommer an der Croisette endgültig vorbei zu sein. Für diese Kompromisslosigkeit ist »Titane« mitsamt seiner Schöpferin schon jetzt in die Filmgeschichte eingegangen und wird zukünftig hoffentlich noch viele Nachfolger*innen finden. (Simon Hauck)

TITANE
Frankreich, Belgien 2021 | Regie und Drehbuch: Julia Ducournau | Mit: Vincent Lindon, Agathe Rousselle u.a. | 108 Minuten
Kinostart: 7. Oktober

 

Underdox Festival 2021

kino im oktober

Wunderbar irritierende Momente liefert nicht nur der Underdox Filmfestivalbeitrag »Anus Solaire« © Underdox Filmfestival

Wann war eigentlich die Zeit, in der nicht alles auseinanderfiel? Gefühlt stand ja immer alles kurz vor Schluss. Doch das letzte Jahr hat
gezeigt, wie schnell der gewohnte Alltag wirklich ausgehebelt werden kann. Deshalb hat das Underdox Festival sein diesjähriges Programm unter das Dachthema »Fragilität« gestellt. Jedoch nicht nur, um einen aktuellen Kommentar zum Zeitgeschehen abzugeben, sondern auch, um zu zeigen, welche brutalen und auch schönen Aspekte damit zusammenhängen können. (Matthias Pfeiffer)

UNDERDOX – FILMFESTIVAL FÜR DOKUMENT UND EXPERIMENT
7. bis 13. Oktober
Programm

 

Nowhere Special

kino im oktober

Der kleine Michael (Daniel Lamont) gemeinsam mit seinem Vater John (James Norton) | © Piffl Medien

Uberto Pasolini (»Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit«) erzählt still und ohne jegliche Effekthascherei von der schwerwiegendsten Entscheidung, die John in seinem Leben zu treffen hat. James Norton, bekannt u. a. als jugendlicher Straftäter in »Happy Valley« und gerüchteweise als nächster James Bond gehandelt, gibt der Figur dieses durch und durch glaubwürdigen Mannes so unaufgeregt Gesicht und Charakter, dass man nicht nur um Michael weint, sondern ebenso um ihn. (Christiane Pfau)

NOWHERE SPECIAL
UK, Italien, Rumänien, 2020 | Regie: Uberto Pasolini | Mit: James Norton, Daniel Lamont u.a. | 96 Minuten | Filmstart: 7. Oktober

Die vollständigen Kritiken zum Kino im Oktober finden Sie in der 111. Ausgabe. Ab dem 2. Oktober im Online-Kiosk.

 


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