Wir gratulieren der Tanzwerkstatt Europa zum 30. Geburtstag. Vom 21. Juli bis zum 6. August wird gefeiert!

Tanzwerkstatt Europa: Das 30. Jubiläum

Blick zurück nach vorn

tanzwerkstatt europa

»Traces« von Wim Vandekeybus | © Danny Willems

Ein Festival für Tanzprofis und Tanzliebhaber, das immer vor vollen Rängen spielt? In München gibt es dies seit 1991. Damals rief der Tanzmanager Walter Heun die Tanzwerkstatt Europa ins Leben, die ein bis dato neues, sehr pragmatisches Konzept verfolgte: Tagsüber konnten die professionellen Praktiker und die ambitionierten Laien in Workshops die Choreografen erleben, die abends ihre Stücke präsentierten. Für normales Publikum war es oft nicht so einfach, noch ein paar Tickets zu ergattern, weil alle schon an die Workshop-Teilnehmer vergeben waren. Dafür saß man mit etwas Glück abends als Nicht-Tänzerin zwischen lauter gazellenhaften jungen Leuten, die die Creme de la Creme der künftigen internationalen Tanz-Szene sein konnten. Szenetreff, Klassenfahrt, Jugendcamp, jede Tanzwerkstatt hatte ein bisschen was davon.

Mit den Gründern der Tanzwerkstatt sind auch die Choreografen und das Stammpublikum würdevoll älter geworden. Einige von ihnen geben sich dieses Jahr die Klinke in die Hand und feiern ein großes Wiedersehen: 1991 programmierte Walter Heun einen Abend zu Mozart mit Choreografien von Rui Horta und Micha Purucker. Beide zählen bis heute zu wichtigen Wegbegleitern der Tanzwerkstatt Europa. In Kooperation mit dem Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz studieren sie die Stücke neu ein und präsentieren sie, ergänzt durch eine neue Choreografie von Thomas Hauert, am Eröffnungsabend. Wim Vandekeybus folgt in »Traces« den Spuren, die er mit seiner Kompanie Ultima Vez vor Jahren gelegt hat und beschäftigt sich mit dem Spiel um Triebe, Instinkte und Energien. Auch Jérôme Bel darf im Reigen der großen Namen nicht fehlen. In seinem Isadora Duncan gewidmeten Abend reaktiviert die Tänzerin Elisabeth Schwarz die Figur der visionären Choreografin, die als Wegbereiterin des Ausdruckstanzes den zeitgenössischen Tanz bis heute prägt. Neben den TanzwerkstattGranden ist Moritz Ostruschnjak mit »YESTER:NOW« dabei, einem Abend über das Phänomen des Ausnahmezustands, und Sheena McGrandles malt Körperlandschaften, die ebenso sinnlich wie absurd anmuten.

Das Workshop-Programm ergänzt so manche Tanzausbildung und steht auch teilweise Amateuren offen: Jérôme Bel gibt mit Elisabeth Schwarz eine Masterclass über Isadora Duncan. Luke Hessop (früher bei Ultima Vez), Sandra Marín Garcia (Ex-Crystal Pite) und die gehörlose Tänzerin Kassandra Wedel weihen Interessierte in ihre Tanzwelten ein. Professionelle Tänzer und Performer können sich in den Choreografie-Labs von Louise Vanneste und Omar Rajeh außergewöhnlichen physischen Wahrnehmungen aussetzen, während Kulturvermittler und Tänzer mit Jess Curtis und dem blinden Kunstkritiker Gerald Pirner einen Intensivkurs in Audiodeskription erleben. Auch weitere Kurse zu Contemporary Dance, Bodywork und Feldenkrais stehen wie jedes Jahr auf dem Programm. Tagsüber trainieren, abends schauen, Netze knüpfen und Kontakte pflegen, all das macht die Tanzwerkstatt seit drei Jahrzehnten aus. Ein Sommerfest für den Tanz, dieses Jahr so wichtig wie nie. ||

TANZWERKSTATT EUROPA
21.7. bis 6.8. | Informationen zum Programm

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