Der neue Intendant Serge Dorny und sein Team planen eine pfiffig moderne Spielzeit 2021/22 für die Bayerische Staatsoper.
Bayerische Staatsoper: Spielzeit 2021/22
Teufel, Fuchs und Nase
Stattliche elf Premieren, zwei Kleinfestivals vor den offiziellen Festspielen – alles voller Optimismus und herausfordernder Freude. Intendant Serge Dorny, der von der Oper Lyon kommende Belgier, und der derzeit noch in Berlin als Orchesterchef tätige Vladimir Jurowski als neuer Generalmusikdirektor (GMD) präsentierten zusammen mit Ballettdirektor Igor Zelensky die Spielzeit 2021/22. Die Schwerpunkte sind klar formuliert, denn sieben Werke aus dem 20. Jahrhundert und auch ein Gutteil der Akademiekonzerte mit Werkverbindungen zu den Opernpremieren versprechen kein bequemes Zurücklehnen und kein Protzen mit Star-Abenden in Parallelität zu Berlin-Wien-Mailand-Paris. Eindeutig betont die Staatsoper ihr »Bayerisch« mit zehn »Oper für alle«-Abenden beim »September-Fest« in Ansbach und München. Erste Premiere im Nationaltheater wird dann am 24. Oktober die Erstaufführung von Schostakowitschs »Nase« sein, mit Jurowski am Pult und für die Szene der in Russland noch immer unter Hausarrest stehende Kirill Serebrennikow, eine Entscheidung für die Kunst, denn der Russe gilt als Experte für den zur damaligen Uraufführung vorgesehenen Wsewolod Meyerhold.
Diese überlegte Ernsthaftigkeit findet sich im Spielplan mehrfach. Mit dem »Schlauen Füchslein«, »Peter Grimes«, einem seltenen Haydn für die Sänger des Opernstudios im Cuvilliéstheater, mit »Les Troyens« und »Die Teufel von Loudun« als Festspieleröffnung folgen Herausforderungen, gipfelnd in dem neuen kleinen Festival »Ja, Mai«, das aber kein »Wonne-Monat«-Programm sei will. Denn drei Kammeropern des zeitgenössischen Duos Georg Friedrich Haas-Händl Klaus werden mit Monteverdi-Madrigalen in Beziehung gesetzt, ein so gedachtes, aber bislang nie so aufgeführtes »Triptychon«, unter Mitwirkung von Residenztheater, Kammerspielen und neuem Volkstheater sowie dem Münchner Kammerorchester.
Im Brunnenhof der Residenz als »Agora« sollen zusammen mit anderen Kulturinstitutionen und der neu gegründeten Abteilung »Offstage360« Neues und Offenheit vorangetrieben werden, bei Preisen von 8 bis 25 Euro. Der Einbezug von vorhandenen Kulturinstitutionen ist eine Leitlinie. So wie Ballettdirektor Zelensky mit Wiederaufnahmen und Premieren eingebunden war, so differenziert und erkennbar freudig engagiert äußerte sich auch GMD Vladimir Jurowski. Er gibt sich als großer Ballettfan zu erkennen und hofft, in einer der kommenden Spielzeiten selbst ein großes abendfüllendes Ballett zu dirigieren. Jurowski bekannte sich zu den Grundprinzipien des »Felsenstein-Theaters« und der prägenden Zusammenarbeit mit ernsthaften Regisseuren, weshalb er sich auch auf die kommende Zusammenarbeit mit einem Regisseur wie Simon Stone in den »Teufeln von Loudun« freue.
Auf diesen Werdegang führte er auch seine Entscheidung zurück, sowohl Schostakowitschs »Nase« wie Pendereckis »Teufel« in der jeweils härteren, auch dissonanteren Erstfassung einzustudieren. Es geht ihm um den jeweils aktuellen »politischen Kern«, um den Kampf von »individueller Identität gegen Unfreiheit«. Jurowski und Dorny bekennen sich außerdem zum Ensemblegedanken und dem Repertoireprinzip mit Fokus auf dem Publikum. Nicht ein Hauch von ichbezogenen Künstler-, Intendanten- oder Direktoren-Attitüden stellt sich ein. Vielmehr präsentiert sich ein frisches Team, das miteinander unbedingt loslegen, das mit seinen Vorhaben wirken und überzeugen und gewinnen will, optimistisch, mit erkennbarer Vorfreude auf die gemeinsame künstlerische Arbeit. ||
SPIELZEIT 2021/22
Bayerische Staatsoper
Tickets: 089 2185 1920
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