Die whiteBOX als Kunst- und Konzeptraum verändert sich. Und sie hat viele Pläne.

whiteBOX München:

Immer weiter

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Kunst zieht ins Container Collective © Achim Frank Schmidt

Das Viertel verändert sich. Während das neue Konzerthaus weiterhin vor allem als Entwurf existiert und seine Baugrube als Abstellfläche für allerlei umliegende Geschäftigkeit fungiert, wird auf dem übrigen Gelände des Werksviertels Mitte nicht nur Erdreich bewegt. So ragt das Werk 4 seine 86 Meter als architektonischer Turban eines ehemaligen Kartoffelsilos in die Höhe und will sich alsbald als Mischnutzung aus Hotel, Hostel und Kletterhalle bewähren. Das Werk 12 machte bereits preisgekrönt in der Presse die Runde, weil die Mischung aus luftig wirkender Loftgestaltung und Fassadenkunst aus dem Einheitsrahmen münchentypischer Schuhkastenbauweise fällt. Das Werk 17 kann angesichts der pandemischen Touristenarmut seine Stärken als Hotelbau noch nicht ausspielen, wurde aber ebenfalls bereits für seine Ziegelfassade ausgezeichnet.

Tonhalle, Technikum, die Nachtkantine, das Werk 7 und das Hoch5 darben derzeit in den Startlöchern für die Zeit nach der Seuche, im Container Collective und dem Werk 3 wiederum tummeln sich nach Betreiberwechsel weiterhin eine Vielzahl kreativer, kultureller Initiativen. Allen voran und von Anfang an dabei ist die whiteBOX als Ateliergemeinschaft, Veranstaltungsort und »Raum für Entfaltung«. Seit fünf Jahren kümmert sich Martina Taubenberger als künstlerische Leiterin und Konzeptdenkerin um die Entwicklung des ungewöhnlich sparten-­ und gattungsübergreifenden Kulturorts, der von bildender Kunst, Street Art, Jugend­ und Medienprojekten bis zu Literatur und Musik ein breites Spektrum der Disziplinen bespielt, bis hin zu spektakulären Festivals wie »Out Of The Box«, das es mit seinen Konzerten im Januar 2020 sogar in die internationale Berichterstattung weit über die Landeshauptstadt hinaus schaffte. »Unser dramaturgisches Leitbild ist der Zwischenraum«, erklärt Taubenberger die Idee hinter den Projekten der whiteBOX. »Diesen Zustand des Liquiden, Suchenden gilt es zu erhalten und zu beschützen«, was für sie selbst und die Organisation dazu führt, sich im Anschluss an die veranstalterisch kargen Phasen der Corona-Monate mehr aus den ursprünglichen Räumlichkeiten im Werk 3 herauszubewegen.

Das bedeutet einerseits, dass die Ateliergemeinschaft einschließlich Gastatelier und Residenzen erhalten bleiben, die whiteBOX aber unter dem neuen Namen »Werksviertel-Mitte Kunst« vom Container Collective aus die Möglichkeiten der Vernetzungen und Kooperationen auf dem Gelände und darüber hinaus intensivieren wird, auch mit Blick auf Zwischennutzungen und temporäre Kunst­ und Kulturprojekte. Mehrere Aktivitäten stehen bislang fest, Teil vier und fünf der Reihe »homegrOWN« zum Beispiel, in der Künstler*innen aus den eigenen Reihen ihre Arbeit vorstellen, zunächst Robert Weissenbacher (30.4. bis 16.5., Gastatelier) mit seinen Bildern »Aus dem Lockdown«, gefolgt von Angela Stauber (9.11. bis 21.11.), die ihr Gestaltungskonzept noch vorstellen wird. Mit der Ausstellung »The Future Of Nostalgia« (18.5. bis 27.6.) widmen sich die Kuratorinnen Çagla Ilk und Misal Adnan Yildiz in der whiteBOX selbst dem Konzept der Erinnerung mit Bezug auf den Stadtraum aus der Perspektive verschiedener künstlerischer Vermittlungen. »BangaloREsidency Expanded« (1.7. bis 5.8.) bringt in Kooperation unter anderem mit dem Goethe­Institut Bangalore die indische Künstlerin Diya Pinto in den Kunstcontainer im Container Collective. Für die »d’mage Paper Residency« (6.8. bis 27.8.) widmet sich die Leipziger Künstlerin Franz Jyrch im Gastatelier dem Werkstoff Papier, und zum Ausklang der Sommersaison wird die »Urban Art Ausstellung« (17.9. bis 24.10.) wenn möglich das gesamte Werksviertel Mitte bespielen.

Die Musik schließlich wird im großen Rahmen mit der nächsten Ausgabe des »Out Of The Box«-­Festivals (15.1. bis 7.2.2022) ihren Platz auf dem Gelände finden, thematisch um die Schwerpunkte Bewegung und Diversity geplant. Kooperationen mit den Unterwassermusikern von Between Music sind bereits im Gange, einschließlich eines außergewöhnlichen Kompositionsauftrags. Genaueres wird es dazu im Herbst zu melden geben, denn bislang bleibt die pandemische Situation für Musiker und Veranstalter aller Sparten unübersichtlich. Was aber nicht heißt, dass sich Martina Taubenberger in ihrem Tatendrang davon beeindrucken ließe. Ende Mai wird ein Jubiläumsmagazin zu fünf Jahren whiteBOX in Kooperation mit der Zeitung »Politik und Kultur« und der »neuen musikzeitung« erscheinen. Ein Blick zurück mit Blick nach vorne, mitten in einem Viertel, das selbst ein Experiment ist. ||

WHITEBOX
Atelierstr. 6 | Werksviertel Kunst |Offizielle Website

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