Das Kreativquartier verwandelt sich in eine Sanitäranlage für Künstler.

Kreativquartier: Sehr ordentlich

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Containerdorf für Kreative

Das Kreativquartier ist ein Ort, der sich in dauernder Verwandlung befindet. Nachdem die Lamentofläche zur Dachauer Straße lange eine müde Brache war, auf der dann und wann ein Wanderzirkus Station machte, um mit lauter Musik die rundum ansässigen Künstler aufzuwecken, rückten im Frühjahr 2020 die Bauarbeiter an und stellten ruckzuck eine Vielzahl von vor allem mintgrünen Containern auf. Man kennt diese Farbe aus den Sanitäranlagen in Schulen und Ämtern. In diese können sich ordnungsliebende Kreativschaffende aller Genres nun einmieten. Die Freiflächen sind asphaltiert und gefliest, und jede Einheit hat ihre eigene gelbe Minigarage (oder ist es eine Paketstation?). Die Vorstellung, dass Kreativität etwas mit Freiheit und Wildwuchs zu tun haben könnte, scheint endgültig begraben zu sein.

Kreativquartier

Künstlertagesstätte

Die städtische Verwertungsgesellschaft MGH (Münchner Gewerbehof) vermietet die Flächen als Werkstatt, Atelier oder Büro für Quadratmeterpreise, die zwischen 12,30 Euro und 14,30 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer liegen. Die Räume sind zwischen 60 und 100 Quadratmeter groß, die im Obergeschoss sind günstiger als die im Parterre. Eine 100-Quadratmeter-Werkstatt (mit für viele Künstler zu niedrigen Decken) würde also sportliche 1430 Euro plus Mehrwertsteuer kosten. »Für einzelne Container können auch nicht-vorsteuer-abzugsfähige Interessenten berücksichtigt werden«, teilt der »Raummelder« des Kompetenzteams Kultur- und Kreativwirtschaft mit. Die meisten Künstler auf dem Gelände haben so niedrige Umsätze, dass sie von der Mehrwertsteuer befreit sind. Ob die »einzelnen Container« für sie ausreichen? »Das hat überhaupt nichts mehr mit den Versprechungen der Bürgermeister im Wahlkampf 2020 zu tun. Da war die Rede von sechs Euro Quadratmetermiete. Für die Künstler sind die Preise jenseitig. Alles Makulatur, von der Stadtpolitik kümmert sich inzwischen niemand mehr um die Leute hier«, bedauert Christian Schnurer, der sich als Künstler und Veranstalter jahrelang für das Kreativquartier engagiert hat und in einem Atelier in Halle 6 auf dem Gelände arbeitet. »Das wird ein ganz normaler Gewerbehof. Erstaunlicherweise sind jetzt auch kurzfristige Mietverträge für Gebäude möglich, die bis vor kurzem noch als einsturzgefährdet galten.« Neben den Containern entsteht seit Monaten das neue Schwere Reiter.

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Die Uhr auf dem Bestandsgebäude
steht auf 5 vor 12. Daneben leuchtet das neue Schwere Reiter | © Christiane Pfau

Das alte Schwere Reiter sollen IMAL, MUCCA usw. zwischennutzen, wenn deren Häuser renoviert werden. Das neue Schwere Reiter ist voraussichtlich im September 2021 fertig. Glaubt man den Visualisierungen, wird die neue Halle ein vielversprechender Mehrzweckbau. Die schick gewellte Cortenstahl-Fassade steht schon seit Monaten, inzwischen gibt es auch Glas in manchen Fenstern. Über die Baufortschritte erfahren die ansässigen Künstler nur zufällig, sagt Schnurer: »Planung und Umsetzung laufen weitgehend an uns vorbei.« Wenn man bedenkt, dass ab Mitte 2021 vielleicht wieder – und dann springflutartig – Veranstaltungen stattfinden können, wäre es gut, wenn die neue Halle zusätzlich zum Schwere Reiter so schnell wie möglich benutzbar wäre. Die Veranstalter werden um jeden Entlastungsort dankbar sein. ||

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