Schramm liest Bernhard – Herrenrunde
Kurzkritik: Ralf Dombrowski war bei der Thomas Bernhard-Lesung von Georg Schramm.
Reger sitzt im Bordone-Saal der Kunsthistorischen Museums in Wien. Irrsigler sorgt dafür, dass aus den Sälen nichts abhanden kommt. Atzbacher hört und beobachtet, was sein Freund Reger auf der Bank des Saals beim Anblick von Tintorettos »Weißbärtigem Mann« vor sich hin murmelt, spottet, greint. Mehr brauchte Thomas Bernhard nicht, um in seinem letzten Roman »Alte Meister« 1985 noch einmal launisch über die österreichischen Wesensart und den Menschen an sich vom Leder zu ziehen. Das ist sarkastisch brillant und ein famoser Stoff für Georg Schramm, um daraus eine Lesung im Hof des Deutschen Museums zu machen. Mit dabei waren außerdem die Momentskizzen von Nicolas Mahler als Projektionen, der Bernhards Roman in gezeichnete Form gebracht hat. Eine knappe Stunde tauchte man in die schräge Gedankenwelt verlorener Weltmachtsphantasie ein, formuliert durch Regers Kritikerbrille und imaginiert durchs Schramms Fähigkeit, im akustischen Zergehen und Bespielen der Worte Bernhards Spaß am Formulieren in eine mal sinistre, mal heiter frustrierte Aura zu tauchen. Sehr österreichisch. Aber auch wieder sehr münchnerisch. Daher auch Schramms Nachwort an das Publikum, sich doch bitte zu engagieren, beispielsweise für die Genossenschaft des Bellevue di Monaco. Reden und applaudieren bringe schließlich an Ende nichts.
Schramm las Bernhard, Eulenspiegel Flying Circus, Innenhof des Deutschen Museums. Weitere Veranstaltungen bis 5.Oktober.
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