Ob True Crime, Arthaus-Perlen oder sogar Wirtschaftsnachrichten – es lohnt sich auch bei sommerlichen Temperaturen in der vielfältigen Welt der Podcasts zu stöbern. Wir haben für Sie ein paar Tipps herausgesucht.
Podcasts: Sommerhörwelten
PROJEKTIONEN – KINOGESPRÄCHE
Kino ist mehr als das, was man auf der Leinwand sieht. Die Botschaften, die von den Regisseuren und Regisseurinnen in ihren Werken versteckt werden, sind oft jedoch schwer zu erkunden. Im Podcast »Projektionen – Kinogespräche« des Film- und Kulturwissenschaftlers Marcus Stiglegger und des Cinema-Redakteurs Sebastian Seidler merkt man jedoch, wie viel Spaß es macht, cineastischen Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Einmal im Monat wird hier mit Liebhaber-Hingabe ein Thema seziert – gerne aus den Randbereichen des Kinos, wie man es von Stigleggers Buchveröffentlichungen kennt. Es geht um Regie-Individualisten wie David Lynch, Nicolas Winding Refn und Abel Ferrara, Phänomene wie den »New French Extremism«, Themenkomplexe wie Nostalgie und Frauenbilder. Aus den Gesprä- chen wird nie trocken-akademische Kost, da sie immer wieder durch persönliche Statements und Geschichten aufgelockert werden. Sowohl für Neueinsteiger als auch für Alleskenner sind die »Projektionen« eine willkommene Einladung, neue Impulse für die nächste filmische Entdeckungsreise zu sammeln. ||
MATTHIAS PFEIFFER
Zu hören bei: projektionen.podigee.io, Spotify, podtail.com, etc.
UNFINISHED: DEEP SOUTH
Das aus dem Fernsehen bekannte Phänomen True Crime erfreut sich auch in der Podcast-Welt großer Beliebtheit: Gewöhnliche Menschen werden Opfer mysteriöser Morde oder geraten willkürlich ins Visier von Ermittlern. Oft sind solche Formate bloß wohliger Unterhaltungsgrusel. Sie können aber auch aufklärerisch sein. So wie »Unfinished: Deep South« des Anbieters Stitcher, welcher der Geschichte des Afroamerikaners Isadore Banks nachspürt, der 1954 Opfer eines Lynchmords wurde. Die Hintergründe wurden nie ernsthaft untersucht, die Polizei ließ den Fall rasch fallen. So weit, so traurig, so vertraut. Doch im Gegensatz zu den meisten Lynchopfern war Banks kein mittelloser Schwarzer. Er war sogar ziemlich reich, besaß Land im heutigen Wert von 20 Millionen Dollar. Rassismus und Habgier – den oder die Täter könnte beides angetrieben haben. In »Unfinished:Deep South« kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort, darunter Isadore Banks’ Kinder, aber auch Nachbarn, Wissenschaftler und Polizisten. Der starke Akzent mancher Zeugen ist mitunter schwer zu verstehen. Dennoch lohnt es sich unbedingt, dieser ebenso bedrückenden wie akribischen Morduntersuchung 66 Jahre nach der Tat zu lauschen. ||
ARNE KOLTERMANN
Zu hören bei: Spotify, stitcher.com, Apple Podcasts
Weitere Podcast-Tipps gibt es in der aktuellen Ausgabe:
Verkaufsstellen
Online-Kiosk
ikiosk.de
Sie bekommen die aktuelle Ausgabe gratis zu jeder Bestellung bei den folgenden Buchhandlungen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Holy Spider: Die Kritik zum iranischen Thriller
Filmfest München 2024: Blick ins Programm
A E I O U: Regisseurin Nicolette Krebitz im Interview
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass Sie diesen Text interessant finden!
Wir haben uns entschieden, unsere Texte frei zugänglich zu veröffentlichen. Wir glauben daran, dass alle interessierten LeserInnen Zugang zu gut recherchierten Texten von FachjournalistInnen haben sollten, auch im Kulturbereich. Gleichzeitig wollen wir unsere AutorInnen angemessen bezahlen.
Das geht, wenn Sie mitmachen. Wenn Sie das Münchner Feuilleton mit einem selbst gewählten Betrag unterstützen, fördern Sie den unabhängigen Kulturjournalismus.
JA, ich will, dass der unabhängige Kulturjournalismus weiterhin eine Plattform hat und möchte das Münchner Feuilleton