Exklusiver Online-Text: Dirk Wagner hat sich das Projekt »Wir und die Roboter – JETZT«, des Teamtheaters angesehen.

»Wir und die Roboter – JETZT«: Musizierende Maschinen

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Das pneumatische Monsta_Klasse 3c, GS Stuntzstraße © Irina Pasdarca

»Der Sound war cool. Aber am meisten gefiel mir das Basteln an den Füßlingen«, sagt der 9-jährige Nicki. Zusammen mit anderen Schülerinnen und Schülern der Grundschulen an der Tumblingerstraße und an der Stuntzstraße hatte er im letzten Schuljahr musizierende Roboter gebaut, mit denen die insgesamt 80 Kinder eigentlich ein gemeinsames Konzert in der Muffathalle spielen wollten. Die von ihnen konstruierten Klangmaschinen hätten dazu Sounds geliefert, die zum Beispiel von rollenden Kugeln geprägt sind, oder von eben jenen Füßlingen, die von einem Motor angetrieben wie kleine Boote über eine Metallplatte gleiten, auf die wieder kleine Propeller jener Füßlinge rhythmisch einprügeln. »Ursprünglich hatten wir echte Badelatschen genutzt«, erklärt Nicki. »Weil die aber zu schwer waren, haben wir Pappfüße ausgeschnitten, die wir dann auf kleine Schwämme klebten.«

Unterstützt vom Münchner Musiker-Verein »Musik zum Anfassen« hatten sich die Schulkinder für das gemeinsame Konzert in der Muffathalle noch weitere Klänge ausgedacht, die sie dann zusätzlich auf selbstgebastelten Instrumenten gespielt hätten. Großzügig wurden ihnen dafür von ihren Schulen wöchentliche Unterrichteinheiten zur Verfügung gestellt, in denen sie zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von »Musik zum Anfassen« an ihre Kompositionen bastelten. Doch dann fiel auch ihr Konzert der Pandemie zum Opfer: »In der Stunde, wo die Kinder erfahren haben, dass die Schule zu Ende ist, haben wir mit denen ja noch Übungen gemacht und wollten gerade die Inszenierung vorbereiten«, erinnert sich Christian Mattick, Gründer und Leiter von »Musik zum Anfassen«, an jener Corona-bedingten Zäsur, die den Kindern jetzt die Möglichkeit nahm, ihre ungewöhnliche Komposition samt ihrer eigentümlichen Roboter einer Öffentlichkeit zu präsentieren.

Darum überlegte der Verein eine andere Präsentation. Eine Webseite, auf die die Roboter im Internet zu sehen wären, war vorstellbar. Doch dann entschied man sich für eine Installation im Teamtheater Tankstelle. Ein Mitarbeiter von »Musik zum Anfassen« arbeitet dort als Haustechniker und konnte dem Team darum beste Arbeitsbedingungen zusichern. Allein für den Aufbau der Roboter habe man nämlich sehr viel Zeit gebraucht, da diese ja jetzt auf einander abgestimmt agieren sollen, sagt Mattick. Die Schulkinder, die nicht mehr, wie ursprünglich beabsichtigt, live mitspielen, werden nun über Videoclips zugespielt, für die man sich vor zwei Wochen noch einmal getroffen hatte. Auf die Weise sind die Kinder doch wieder hör- und sichtbar Teil des von ihnen erdachten Konzerts, das nun als Klanginstallation im Teamtheater vor maximal sieben zugelassenen Zuschauern vorgeführt wird. Live begleitet wird die Installation zudem von wechselnden Musikern wie zum Beispiel Christopher Reiserer, dessen Saxofon lyrisch aus der wundersamen Klangwelt der Roboter und Kinder hervortritt, um sogleich wieder in diese schöne, neue Klangwelt einzutauchen. Eine knappe Viertelstunde dauert jede Vorführung zum freien Eintritt. Das dabei gebotene Zusammenspiel von Maschinen und lediglich über Videos zu sehenden Menschen erinnert nun übrigens auch ein wenig an die Ästhetik von Charles Chaplins »Modern Times«.

»Hast du dich denn in dieser Arbeit wiedergefunden?« fragt Reiserer am Ende den 9-jährigen Schüler Nicki, der die Ausstellung »Wir und die Roboter« mit seiner Schwester und seinem Vater besucht hatte. »Ja«; sagt Nicki begeistert. Einzig, dass ein anderer Mitarbeiter von »Musik zum Anfassen“ gerade nicht zugegen ist, entspricht wohl nicht seinen Plänen. Tatsächlich hatte er nämlich extra ein paar Hörspiel-CDs von »Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater« mitgebracht, damit der darauf mitwirkende Musiker Tobias Weber sie hätte signieren können. Traurig wirkt Nicki trotzdem nicht. Zu sehr begeistert ihn noch das ungewöhnliche Konzert, das er gerade als Klanginstallation genießen durfte, und an das er immerhin auch selbst beteiligt war.

Bis heute, 18 Uhr, ist die Installation noch zum freien Eintritt zu sehen. (Teamtheater Tankstelle, Am Einlass 2a)

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