Je länger der Lockdown dauert, desto mehr wächst die Sehnsucht nach analogem Theater. Bei Zuschauern wie Theatermachern. Das TamS macht Sommertheater für je einen Zuschauer

TamS Theater: Wir wollen zurück auf die Bühne!

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Lorzenz Seib schickt das Publikum auf eine Wanderung © Hilda Lobinger

Schwierige Zeiten verlangen kreative Ideen. Wie lässt sich trotz der Corona-Pandemie wieder Theater spielen? Ebenso wie das Volkstheater wollte das TamS nicht auf politische Lösungen warten. In Rücksprache mit dem Kulturreferat, aber noch ohne Genehmigung durch das Kreisverwaltungsreferat hat es eine coronakompatible Form für sein Sommertheater entwickelt. In Anlehnung an Erfolgsproduktionen wie »Drei spanische Italiener und die Madame aus Lissabon« und »Die Nachtigall mit der Kettensäge«, bei denen die Zuschauer gemeinsam umherwanderten, sollen diese nun einzeln auf einen Parcours geschickt werden, der vom Innenhof über das frühere Büro und das Theater ins Vorderhaus und durch die Garage auf die Haimhauserstraße führt. An den Stationen erleben sie Soloszenen und Miniaturen und schauen in Fenster, hinter denen sich Stillleben verbergen. Das TamS möchte zu einer fantastischen Reise voller überraschender Entdeckungen einladen: Im Speicher befindet sich ein geheimes Casino, im Keller eine seltsame Tortenmanufaktur. In einer Mischung aus Spielszenen, installativen Elementen und begehbarer Ausstellung, erklärt Regisseur Lorenz Seib, soll »eine Ode an die Fantasie und die Träumerei« entstehen, bei der neben Bildern Geräusche eine wichtige Rolle spielen und die Zuschauer die Räume und das Gelände ganz neu wahrnehmen können. Dabei möchte er auch der Frage nachgehen: »Was löst es in uns aus, allein im Theater zu sitzen?« Dafür wird der Theatersaal bis auf einen einzigen Platz leer geräumt. Nicht zuletzt soll die Inszenierung auf die aktuelle Situation verweisen, um die Erfahrung von Einsamkeit, die Sehnsucht nach und die Bedeutung von Begegnungen kreisen.

Wie alle Theater hat der Lockdown das TamS hart getroffen, das die Gastspielreihe in seinem Jubiläumsjahr auf ungewisse Termine verschieben musste. Die Zwangspause hat das kleine Haus mit Onlineangeboten überbrückt, und da gab es wunderbare Überraschungen. So riefen Zuschauer an, die Eintrittsgeld für ihren Streamingabend überweisen wollten. Doch die Ungewissheit und Planungsunsicherheit zehrt an den Nerven. Die Aussicht aber, wieder zu spielen, hat alle neu beflügelt. Auf eines werden wir heuer leider verzichten müssen. Zum TamS’schen Sommertheater gehört eigentlich auch, danach mit Getränken im traumschönen Hinterhof beisammenzusitzen. Das wird nicht möglich sein. Umso eifriger arbeitet das TamS-Team daran, dennoch ein ganz besonderes Erlebnis zu kreieren.

Als Inspirationsquelle für den Bilder- und Szenenreigen, bei dem auch die Fenster zum Innenhof zur Bühne werden, dienen Texte von Karl Valentin, die Seib und das Ensemble durch eine Fülle anderer literarischer Anleihen ergänzen. Gespielt wird in größeren Zeitfenstern, womöglich bereits am Nachmittag. Damit die Schauspieler nicht stundenlang herumstehen und immer die nämlichen Sätze vortragen müssen und dabei ihre Spielfreude verlieren, hat Seib für sie ebenfalls einen Rotationsmodus eingebaut. So wird sich die witzig-wehmütige Collage bei jedem Parcours verändern. ||

SOMMERTHEATER
TamS | Haimhauserstr. 13a | ab Mitte Juni | Tickets: 089 345890
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