In »Elektro«, der neuen Show im GOP, switchen die Künstler souverän zwischen den Disziplinen.

Annika Hakala und Robin Witt zeigen Körperbeherrschung, die nicht von dieser Welt zu sein scheint | © GOP Varieté Theater

Es schrummt und schrammelt, plingplangt und sirrt auf der Bühne, denn die elektronische Musik von Kraftwerk, Scooter und Konsorten steht Pate für den Abend. Und wahre Kraftwerke sind alle, die an ihm mitwirken. Auch wenn das die Dramaturgie von »Elektro« teils gut versteckt. Die aktuelle Produktion des GOP macht Artisten zu Musikern und umgekehrt. Okay, wenn Stachy.DJ (ehemals Fischmob) sein musikalisches Schaltpult verlässt und über die Bühne groovt, sieht er dabei aus wie du und ich auf Neuland – nur selbstbewusster. Die Sängerin Julie Wolff kommt mit dem Neuland Polestange erstaunlich gut zurecht. Doch nach ihr übernimmt Robin Witt das Terrain. Und den hat man vorher zwar schon als Meister des Keyboards kennengelernt, der erfolgreich so tat, als müsse er das Akkordeon erst kennenlernen, aber nun: Wow und nochmals wow! Welche bislang unbekannten Muskeln und Scharniere hat dieser Mann in seinem Körper? Gemeinsam mit der kühlen Annika Hakala geht Witt auch partnerakrobatisch ab. Da kommen Winkel zustande, die nicht von dieser Welt sind. Und dabei sind die beiden noch nicht einmal das Präsenzwunder dieses Abends. Das nämlich teilen sich zwei Multibegabte, denen Knut Gminders Regie seltsamerweise beiden einen clownesken Anstrich verpasst. Phil Os kichert viel und sehr albern. Ganz, als passiere ihm das Zeug, das seine Diabolos anstellen, versehentlich und nebenbei. Und darum dauert es etwas, bis man bemerkt, wie ungeheuer unwahrscheinlich die Flugbahnen der leuchtenden Körper sind, die immer wieder auf magische Weise zu ihren Schnüren zurückfinden, während Os mit seinen Sticks, die er rechts und links auf Trommeln niederdonnern lässt, zusätzlich noch einen Lichtperlenregen auf der Bühnenrückwand auslöst.

Überhaupt haben alle Bewegungen und Sounds hier sichtbare Folgen, die mal wie Las-Vegas-Kitsch, Tribal Art oder eine wilde Kamerafahrt durch einen nächtlichen Großstadtdschungel anmuten. Das Videomapping und Bewegungstracking von Benni M. machen’s möglich. Die Shows des GOP sind eigentlich immer gut. Und sie sind dann herausragend, wenn sie einander widerstrebende Impulse und Energien zusammenführen – und wenn dasselbe auch bei jedem Künstler im Kleinen passiert. Das klappt hier bestens bei Nadia Lumley, der immer zur falschen Zeit am falschen Ort stehenden breakdancenden Clownin, die eben noch täppisch grinst, um sich gleich darauf lässig auf dem Kopf zu drehen. Sie hebelt im Cyr-Reifen die Schwerkraft aus, während sie mit Mickey-Mouse-Stimme »Sleeper in Metropolis« singt, als säße sie entspannt auf dem Sofa.

In diesem »artistischen Konzert« ist Julies souliger Mezzosopran omnipräsent, der eigene wie Coversongs mit einem gewissen Hang zur Melodramatik interpretiert. Das ist zuweilen etwas dick aufgetragen, so wie der neonbunte Schatten, den Samira Reddmanns hyperbeweglicher Körper während ihrer Trapeznummer wirft, womit sich der Fokus zu weit von der artistischen Darbietung weg verschiebt. Und doch: Hier bilden vier weibliche und drei männliche Musik- und Körpertüftler ein perfekt aufeinander eingespieltes Team! ||

ELEKTRO
GOP Varieté-Theater| Maximilianstr. 47 | bis 8. März
Di bis Do, 20 Uhr, Fr, Sa 17.30 und 21 Uhr, So 14.30 und 18.30 Uhr
Tickets: 089 210288444

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