Reicht das zum Happy-Sein? Das fragen sich Faltsch Wagoni in ihrem neuen Kabarettprogramm »Zum Glück«. Und warnen: Kein Ratgeber.

Faltsch Wagoni im Glück| © Foto P. Edelmann

Man sollte vermuten, dass Silvana und Thomas Prosperi wissen, was Glück ist. Sie sind seit 37 Jahren ein symbiotisches Liebes-, Lebens- und Bühnenpaar. Künstlerisch ist keiner je fremdgegangen, was auch unvorstellbar wäre. Faltsch Wagoni haben einen unverwechselbaren Stil entwickelt: aus geschliffenen Wortspiel-Dialogen, mit denen Thomas ständig die Bedeutung der Wörter hinterfragt, aus gereimten Rapsongs, die Silvana mit allen möglichen Resonanzkörpern (auch dem eigenen) rhythmisiert, unterstützt von Thomas’ Gitarre. Sie verweigern gängige Kabarettpointen und suchen einen eigenen sprachlichen Erkundungspfad durch ihr jeweiliges Thema. Diesmal also das Glück. Dafür gibt’s kein Rezept. Deshalb auch keinen Ratgeber.

Bühnen-Treffpunkt der beiden ist ein kleiner Tresen mit der Aufschrift »Ver-Hör-Seh-Bar«. Wer sich da in Wortgefechte einlässt, kann sich schon mal unvorhersehbar verhören, versehen oder verhört fühlen. Aber es geht nicht nur um das private, sondern um das globale Glück. Warum macht es Finnen glücklich, sich zu Hause in Unterwäsche zu betrinken? Hilft das auch anderswo? Wem sollte man Bhutans Regierungsprogamm des Brutto-Nationalglücks zur Nachahmung vorschlagen? Donald, wir kommen! Auf der kleinen, persönlichen Ebene wird die verklärte Nordseeromantik eines Alzheimer-Mannes konterkariert von der Erinnerung seiner Frau: Nebel, Sturm, Schlick. Der Mensch ist so leicht täuschbar: »Das Problem sind nicht die Lügen, sondern die Leute, die sie glauben.«

Lügen, Glauben, Glückshoffnung und Enttäuschung in allen Lebenslagen spielen Faltsch Wagoni in ihrem musikdurchsetzten Zwiegespräch durch, das manchmal skurrile und absurde Gedanken-Blüten treibt. Charmant mäandern sie mit ihrem formbewussten Diskurs zwischen philosophischen Erörterungen und witzigen Alltagsbetrachtungen, dem großen Allgemeinen und dem kleinen sozialen Leben. Das zeitigt essentielle Erkenntnisse, etwa über Chancenlosigkeit als »Unglück der Geburt«: »Wer keine Chance hat, braucht kein Glück.« Vielleicht stammt der Mensch vom Maulwurf ab? Denn der durchbuddelt den ganzen Planeten und schaufelt am Ende noch unser Grab. Faltsch Wagoni wollen dem zuvorkommen und bitten singend mit der abgewandelten Indianerweisheit: »Begrabe mein Herz in der Krümmung des Raumes, dort, wo die zeitlosen Formen sind.«

Zum Glück kann man niemand zwingen, der Weg dazu führt nur übers Herz, wissen die beiden. Das höchstmögliche Maximum bleibt für viele Menschen oft die Quintessenz: zum Glück nichts passiert. Aber für Kabarettzuschauer passiert hier eine ganze Menge im Kopf – zum Glück. ||

ZUM GLÜCK KEIN RATGEBER
Lach- und Schießgesellschaft| 23. Feb., 10., 11. April 2020| 20 Uhr
Tickets: 089 391997
Pasinger Fabrik| 28., 29. Dez.| 20 Uhr | 31. Dez.| 17 und 20.30 Uhr | Tickets: 089 82929079
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