Der Saxophonist Uli Kempendorff sorgt für kreative Unruhe beim Julia Hülsmann Trio.
Dank zweier bemerkenswerter CDs, auf denen von Roger Cicero und Rebekka Bakken Gedichtvertonungen gesungen wurden, galt Julia Hülsmann als Pianistin, die »auf unprätentiöse Weise Brücken zur Welt der Lyrik und des Gesangs schlägt« (Jurybegründung für den SWR-Jazzpreis 2016). Gedichte und Gesangsollten für ihren weiteren Weg an Bedeutung verlieren, aber die Sensibilität und der lyrische Gestus blieben auffallend. Bis heute gilt auch ihre 2017 in einem Interview geäußerte Devise: »Dieses Zuballern ist einfach nicht meins. Ich brauche auch keine virtuosen Kaskaden, nur um der Virtuosität wegen. Das muss für mich musikalisch sinnvoll sein. Wenn es dann diese Energie hat und überschäumt und man loslegt, das ist natürlich auch geil.«
Zum ausgeprägt Melodischen neigend und dazu, ihren Mitspielern viel Raum zu geben, fand Hülsmann gleich mehrfach musikalische Heimat, vor allem aber als Pianistin eines Trios, das seit 2002 besteht. »Ihr Mann am Bass« – und das gilt auch im privaten Sinn – ist Marc Muellbauer. Am Schlagzeug gab es einen Wechsel zu Heinrich Köbberling, beim Label einst von ACT zu ECM, und 2008 erschien dort auch das Trio-Album »The End of a Summer«, das die nächste Phase von Hülsmanns Gestaltungskraft einläutete. Frische Impulse holte man sich via Rückgriff auf Gesang (Kurtweilliges mit Theo Bleckmann) und Aufstockung durch Trompete (Tom Arthurs) oder Gitarre (Ben Monder, bei anderer Gelegenheit).
Nach München kommt Julia Hülsmann mit ihrer Anfang November bei ECM erscheinenden CD »Not Far From Here« und dem Berliner Saxofonisten Uli Kempendorff, zu dessen Rolle im Quartett sie sagt: »Es ist ja nicht einfach, in ein so eingespieltes Trio reinzukommen. Für mich bringt Uli etwas in die Band, das wir vorher nicht hatten. Kann ich schwer benennen. Auf jeden Fall hat er eine tolle Präsenz und spannende Harmonik.«
Spannung und Vielfalt befördert Kempendorff mit manchen Reibungen und Energieschüben, die das Bild von der subtilen »Kammerjazz-Musikerin« Julia Hülsmann, die mit solchem Selbstverständnis bestens zu dem ihres Labels passt, in spannender Weise erweitern. Und noch etwas: Am 11. Oktober widmet sich der Eröffnungsabend der Reihe »Jazz Salon« der Münchner Volkshochschule ab 19 Uhr in der Dependance in der Einsteinstraße 28 der Musik von Julia Hülsmann, vorbereitend für das, was man dann gut zwei Wochen später live erleben kann. ||
JULIA HÜLSMANN TRIO & ULI KEMPENDORFF
Unterfahrt
Einsteinstraße 42
1. November| 21 Uhr | Tickets: 089 448 2794
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