Veronika Regensburger bringt die Fridays for Future auf die Bühne und ins Haus der Kunst.

»These Teens will save the Future« | © Josef Beyer

Im Halbdunkel des großen Ausstellungsraums im Haus der Kunst klingt Greta Thunbergs bebende Stimme – »How dare you! …« – fast surreal, wie aus einer anderen Welt. Dabei hat man ihre Rede nur ein paar Tage zuvor in der Berichterstattung über den New Yorker Klimagipfel auf allen Nachrichtenkanälen gehört und Millionen ihrer Anhänger weltweit auöffentlichen Plätzen protestieren sehen. In ihrer Videoinstallation überblendet Nicole Marianna Wytyczak dazu Negativprojektionen von schemenhaft schillernden Gesichtern und lässt sie sich schließlich vielfältig über die Wände verteilen, das Ganze in einem Loop. Gerade noch auf der Straße und schon Kunst – so schnell geht das heutzutage.

Ist es ein Erfolg für eine Protestbewegung, wenn sie kaum ein Jahr nach ihrem Beginn und noch in vollem Gange bereits ikonisch im Museum präsentiert wird? Oder anders gefragt, was tut man ihr damit an? Bedarf es hier einer Beglaubigung oder warum suchen Kulturinstitutionen derzeit so gerne den Schulterschluss mit globalem Aktivismus, der auf konkrete politische Ziele gerichtet ist? Wie lassen sich die Bedingungen der Möglichkeit eines medialen Phänomens auf ästhetischer Ebene untersuchen und hat nicht jede gesellschaftliche Transformation immer eine ästhetische Komponente und viel mit künstlerischem Denken zu tun? Fragen, die sich durchaus stellen ließen, aber so weit kommt es in dieser Konstellation dann doch nicht.

Für die 26 Kinder und Jugendlichen, die Regisseurin Verena Regensburger für ihr Projekt »These Teens will save the Future«, eine Produktion der Münchner Kammerspiele mit dem Haus der Kunst, zusammengetrommelt hat, ist die Theaterarbeit vor allem ein zusätzliches Gemeinschaftserlebnis, in dem sie ihre Anliegen und unterschiedlichen Fokussierungen bei den Friday-for-Future-Aktionen des letzten Halbjahres noch einmal bündeln und jede(r) für sich präzisieren können. Klar, dass dabei bekannte Thunberg-Sätze zu hören sind, gut gebrüllt mit viel Power aus dem Solarplexus heraus. Aber gerade persönliche Erlebnisse, wie die homophoben Pöbeleien, denen, wie Konstantin Kloppe berichtet, ein schwules Pärchen in München beim Spazierengehen an der Isar selbst heute noch ausgesetzt ist, machen auch die individuelle Motivation transparent. Die Sorge ums Klima ist das, was alle eint, aber zu tun gibt es noch viel mehr.

In regenbogenbunt zusammengenähten Secondhand-Klamotten (Kostüme: Veronika Utta Schneider) drängen sie sich unter einem stillgelegten Kettenkarussell (Bühne: Marie Häusner) zusammen, das sich, wenn alle träumen, langsam in Gang setzt. Und trotzdem teilt sich dabei vor allem eine Angst mit, die auch von den Akteuren geäußert wird, dass diese so entscheidende Bewegung doch hoffentlich nicht schon im Stadium der Repräsentation angekommen ist. Verspielt eure Energie nicht auf der Bühne, möchte man ihnen zurufen, kämpft lieber auf der Straße und in eurem Leben weiter. Um wirklich zu fliegen, ist der Platz im Museum zu eng. ||

THESE TEENS WILL SAVE THE FUTURE
Haus der Kunst| 7., 8., 11., 15.–17. Oktober| 19:30 Uhr
Tickets: 089 233 966 00

 


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