Für das Carl Orff Fest choreografiert Matteo Carvone ein Mozart-Klavierkonzert, auch bringt er in einem neuen Stück die Faun-Figur in die Gegenwart.

Ein Aspekt des Fauns| © MCCM

Schuhplatteln kann er auch, denn Gärtnerplatz-Ballettchef Karl Alfred Schreiner steckte den Italiener Matteo Carvone einmal in Trachtenhut und Lederhose. Carvone war 2012–2017 im Ensemble am Gärtnerplatz, genauer: auf Wanderschaft, denn damals war
das Haus ja sanierungsbedingt geschlossen. Seither tanzt er als Freelancer für die Jo Strømgren Kompani in Oslo oder bei Marie Chouinard auf der Tanzbiennale in Venedig, dabei ist Carvone Münchner geblieben. Seit 2010 ist er auch als Choreograf tätig, sein erstes Riesenprojekt stemmte er 2017 in der Philharmonie am Gasteig, als er mit dem Dirigenten und Organisten Hansjörg Albrecht Liszts »Faust-Symphonie« als Gesamtkunstwerk inszenierte, inklusive Bühnengestaltung und Videoprojektionen. Mit Albrecht arbeitet Carvone wieder zusammen, wenn er nun im Auftrag des Carl Orff Fests in Andechs Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 choreografiert. (An diesem Abend ist auch noch Orffs erstes Musikdrama »Gisei« von 1913 in bayerischer Erstaufführung zu sehen.)

Matteo Carvone| © MCCM

Das erste symphonische Klavierkonzert, das Mozart in Anwesenheit seines Vaters selbst uraufführte und das auch Beethoven, mit eigenen Kadenzen, spielte, wird von Carvone in räumlicher Schichtung inszeniert. Die Münchner Symphoniker spielen im Vordergrund, dahinter, erhöht, ist die Pianistin Margarita Oganesjan postiert. Dahinter und darüber wiederum agieren die Tänzer: Carvone und fünf Ex-Kollegen aus dem Gärtnerplatzensemble. Sie tanzen – erzählt Carvone – hinter einem Gazevorhang, auf dem von ihm gestaltete Videoprojektionen von Live-Kameraaufnahmen die Tanzbewegungen kontrapunktieren: in kinematografischen Ansichten von tänzerischen Details.

Im September folgt dann die nächste Kreation: Dem »Faun«-Thema näherte sich Carvone in Montreal, während einer zweiwöchigen Residenz bei Marie Chouinard. Die ChouinardTänzerin Valeria Galluccio, mit der Carvone dort Zeit im Studio verbrachte, hatte die »Faun«-Fassung der kanadischen Choreografin gelernt und getanzt. Carvones eigener Zugang zur Faun-Figur, der jetzt in der Black Box am Gasteig uraufgeführt wird, bezieht sich weniger auf die Dichtung Mallarmés und die Musik Debussys, sondern interessiert sich mehr für die archetypische Dimension des Gottes Pan. Gezeigt, so Carvone, wird er exponiert, gleichsam gefangen, auf seinem engen Geviert, »umstellt von Mikrofonen«. Denn die Inszenierung ist zugleich ein Soundexperiment, was wiederum den mythologischen Merkmalen des Gottes – seinem Schrei, seinem Spiel mit der Syrinx – entspricht. Neben Carvone tanzt der Münchner Bui Ruch und bringt eine zweite Figur mit ins Spiel, komplementär zum Faun, gleichsam die Nymphen-Dimension oder einen anderen Aspekt der Persönlichkeit verkörpernd. »Mit dem Mythos verbunden ist auch die Natur, von der wir stammen, und die Frage, wie wir unsere Gesellschaft entwickeln.« ||

MATTEO CARVONE: MOZART KLAVIER 20
Carl Orff Fest, Kloster Andechs, FlorianStadl| Bergstraße 2, 82346 Andechs
8. August, 19.30 Uhr, 10./11. August, 19 Uhr
Informationen | Tickets: 089 54818181

MATTEO CARVONE:[FAUN]
Gasteig, Black Box | 13./14. September
20 Uhr | Tickets: 089 54818181

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