Vor vier Jahrzehnten traten die Stray Cats die Rockabilly-Welle los. Jetzt sind sie wieder unterwegs, mit altem Schmiss und neuen Songs.

Sie rocken, bis die Rente ruft: The Stray Cats © Russ Harrington

Britischer geht es kaum, möchte man meinen. Und doch sind die Stray Cats uramerikanisch. Die drei Burschen aus dem New Yorker Umland entschieden sich bloß im Jahr 1980, von der Ostküste Amerikas nach England umzuziehen, in der Hoffnung, dass die Aufbruchstimmung, die die europäische Musikszene im Umfeld von Punk und New Wave euphorisierte, auch auf ihre Bekanntheit übergreifen könnte. Die Rechnung ging auf.

Der Waliser Gitarrist und Rock’n’Roll-Profi Dave Edmunds fraß einen Narren an den Zugereisten, produzierte deren LP-Debüt und fand die richtigen Kanäle, um Brian Setzer, Lee Rocker und Slim Jim Phantom über Insiderkreise hinaus bekannt zu machen. Und sie machten ihre Sache gut, gelten die Haare zu eindrucksvollen Tollen in die Höhe, sangen von Prügeleien am Strand von Brighton, Netzstrümpfen und Burschen, die von zu Hause wegliefen. Das war souverän pubertär, wirkte wie Setzers weit vor dem Hipstertrend wild tätowierte Gitarrenarme ein bisschen gefährlich und klang, als hätte man Opas Rock-’n’-Roll-Oldtimer nach der Waschstraße auch noch tiefergelegt.

Die Stray Cats wurden zu den Headlinern des Neo-Rockabilly, bewegten sich nach erreichtem Erfolg zurück in die Staaten und pflegten, ähnlich wie in einer Teenagerbeziehung, das spannungsreiche Spiel von Trennung und Wiedervereinigung. Sie machten mit unterschiedlichem Erfolg auch als Solisten Karriere, ließen sich aber die Option offen, immer mal als Band aufzutreten. Nach einem Vierteljahrhundert Studiopause schließlich juckte es die drei, es wieder mit neuen Liedern zu versuchen. Und siehe da, ein paar Tage in Nashville und ein paar Terabyte Festplatte genügten, um den Spaß von einst auch als neues Album zu reaktivieren. So sind die Stray Cats also wieder unterwegs, längst von den Pionieren zu den Senioren ihres Genres gereift, und touren ausführlich um die Welt, um ihr 40-jähriges Bandbestehen mit alten und jungen Fans zu feiern. Da Setzer & Co dabei noch immer reichlich cool sind, heißt es nun, die alten Karojacken aus dem Keller zu holen, wahlweise Springer- oder Cowboystiefel zu entmotten – bei den Stray Cats durchaus wohlwollend im Stilmix mit Holzfällerhemd und Lederkrawatte vereint – und eine Dose Haarlack zu besorgen. Dann ab damit auf die Platte und los ins Zenith, der neuen, alten Zeiten wegen. ||

THE STRAY CATS
Zenith | Lilienthalallee 29 | 11. Juli| 20 Uhr
Tickets: 089 5481 8181

 


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