Der Dachauer Musiksommer vereint Stadtfest und Festival. Ein gutes Konzept.

Band Of Horses| © Junn

Am liebsten würde Tobias Schneider, Leiter des städtischen Kulturamts, allen Bürgerinnen und Bürgern freien Eintritt zu den allsommerlichen Open-Air-Konzerten auf dem Dachauer Rathausplatz gewähren. Schließlich würden ihnen die konzertbedingten Straßensperren sowie die Lautstärke an den Veranstaltungstagen genügend Geduld abverlangen, sagt er. Doch solche Dankbarkeit kann Schneider sich nicht leisten. Stattdessen besticht er mit fairen Eintrittspreisen für ein wirklich herausragendes Programm, das schon Musiklegenden wie Patti Smith, Al Di Meola oder Dinosaur Jr. in die einstige Künstlerkolonie lockte. Viele Zuschauer reisen darum von außerhalb an, um sich auf dem Rathausplatz dann eingerahmt von Wirtshaus, Kirche und Rathaus in der pittoresken Konzertkulisse zu versammeln. Darum stört es auch niemanden, wenn einige der Anwohner das Konzert neugierig über den Bauzaun hinweg beäugen, der das eigentliche Festivalgelände eingrenzt.

Darum extra den Bauzaun zu erhöhen oder die Bühne anders zu positionieren, fällt Schneider nicht ein. Solange die Mehrheit bereit ist, für sein Kulturangebot zu zahlen, spendiert Schneider sogar Ordner, die den eventuell anfallenden Müll der Zaungäste diskret entsorgen. Beim diesjährigen Dachauer Musiksommer gibt es am 28. Juni ein Wiedersehen mit der US-amerikanischen Indierockformation Band Of Horses, die vor sechs Jahren an derselben Stelle schon mal ihr einziges Deutschland-Konzert auf der damaligen Tournee spielte. Damals konnte die gefeierte Combo die Frage einiger Journalisten nach dem »Warum« der eher abgelegenen Ortswahl nicht beantworten. Schließlich sind derlei Exklusivkonzerte zumeist den Metropolen oder den wirklich großen Festivals vorbehalten. Das sei Zufall, hatten die Musiker damals geantwortet. Doch nun, in der Wiederholung, bestätigen auch sie das kleine Open-Air-Konzert mit dem Blick der Musiker auf den malerischen Kirchturm.

Tocotronic | © Michael Petersohn

Außerdem treten dort am 30. Juni Tocotronic auf, die schon der jüngst leider verstorbene Wiglaf Droste als Band mit Haltung auslobte. Allerdings aus den falschen Gründen. Er wertschätzte nämlich, dass sie einen von ihm verachteten Musikerpreis abgelehnt hätten, derweil die Band bekannte, dass sie den Preis schon entgegengenommen hätte, nur sollte er ihr in der Kategorie »beste Nachwuchsband« verliehen werden, ein Etikett, das ihnen nicht mehr entsprach. Jahrzehnte später überzeugt Tocotronic immer noch mit einer klischeebefreiten Rockmusik, die nicht mit Referenzen geizt und trotzdem sowohl musikalisch als auch textlich eigene, wohlformulierte Statements setzt. Weil aber die Popkultur auch im Dachauer Musiksommer nicht nur von einer »über die Jahre gereifteren Jugend« goutiert werden soll, gibt es für die tatsächlichen Youngster gleich als erstes Sommerkonzert am 9. Juni auf dem Rathausplatz einen Auftritt der deutschen Chartstürmerin Namika. Allerdings wurden auch auf ihren Konzerten dank Hits wie »Lieblingsmensch« oder »Je ne parle pas français« schon Eltern gesichtet, die nicht in Begleitung ihrer Kinder kamen. ||

DACHAUER MUSIKSOMMER 2019
Rathausplatz Dachau| 9., 28., 30. Juni| jeweils 19.30 Uhr
Tickets: 089 54818181

 


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