Judith Huber und Lea Ralfs präsentieren mit »Der Schimmelreiter*in« im Pathos Theater eine weibliche Lesart von Storms berühmter Novelle.

Judith Huber und Lea Ralfs (v. l.) auf der Suche nach der Frau im Schimmelreiter | © Huber/Ralfs

Der Titel klingt nicht nur für Feinde der sprachlichen Genderitis schräg. »Der Schimmelreiter*in« heißt die erste gemeinsame Inszenierung von Judith Huber und Lea Ralfs. Die neuen Leiterinnen des Pathos Theaters befassen sich zur Wiedereröffnung mit einem Klassiker des Realismus. Storms Novelle erzählt die Geschichte von Hauke Haien, der gegen die Widerstände der abergläubischen Dorfbewohner einen neuen Deich bauen lässt und nach seinem Opfertod in der Sturmflut in den Köpfen des Volkes als Spukgestalt weiterlebt.

»Hauke Haien«, erklärt Ralfs, »gilt als ein Prototyp der Männlichkeit. Wir wollen einen weiblichen Blick auf diesen so männlichen Helden werfen, der uns beide schon immer fasziniert hat.« In der Literaturwissenschaft wurden in jüngerer Zeit zumal die inneren Defizite der Figur beleuchtet. »Eine selbstische Männerkopfzeugung« nannte Volker Hoffmann dessen Deichbau, eine »narzisstische Größenfantasie« als Abwehrkonstrukt gegen die Gewalt der Natur sah Regina Fasold darin.

Die Regisseurinnen möchten die Geschlechterbilder zum Tanzen bringen. »Für uns hat dieser Mann, der unbeirrbar seine Vision verfolgt, für den Fortschritt und sein Werk kämpft,auch sehr weibliche Seiten. Die wollen wir sichtbar machenund zugleich Storms Frauenfiguren stärken.«

Bis auf den Musiker Mathias Götz und Dennis Fell-Hernandez, einen Schauspieler mit Downsyndrom des InklusionstheatersFreie Bühne München, mit dem das Pathos eine längerfristige Kooperation plant, besteht das Ensemble ausschließlich aus Frauen. Das Regieduo wird auf der Bühne die Funktion vonStorms Rahmenerzählern übernehmen.

Statt die Novelle nachzuerzählen, greift die Inszenierung Themenblöcke heraus: den Kampf des Einzelnen gegen eineGemeinschaft, die sein Werk boykottiert, des Menschen gegen die Natur, die sich einem rationalistischen Weltbild widersetzende Macht von Mythen und Ritualen.

Es wird eine Geisterbeschwörung geben, variierte Volkstänze und ein Dorffest, bei dem auch die Zuschauer mit an der Tafel sitzen dürfen. Die spukhaften Elemente sollen vor allem atmosphärisch spürbar werden. Durch Nebel, Meeresrauschen, Posaunenmusik, das Spiel mit Klangeffekten und Scheinwerferlicht, das durch die entmauerten Fenster der frisch renovierten Räume fällt, die für die Regisseurinnen »eine ganz zentrale Rolle« spielen. »Ich glaube«, meint Lea Ralfs, »es wird ein sehr stimmungsvoller, aufregend facettenreicher, manchmal elegischer, aber auch lustiger Abend.« Schon über den Titel kann sie selbst herzlich lachen. ||

DER SCHIMMELREITER*IN
PATHOSTheater| 16.–18. Mai| 20 Uhr
Tickets: 0176 60273531

 


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