Das Gärtnerplatztheater inszeniert »On The Town« des jungen Leonard Bernstein, ein Musical mit Perspektive.
24 Stunden Zeit für drei junge, fesche Matrosen – Gabey, Ozzie und Chip –, auf Landurlaub New York zu erkunden, sich zu amüsieren und Mädchen aufzureißen oder von ihnen vernascht zu werden: Von Ivy, »Miss U-Bahn des Monats«und Gesangsstudentin, von der angriffslustigen Taxifahrerin Hildy oder der etwas frustrierten Anthropologin Claire de Loone, die ihre Liebe zu Männern wissenschaftlich beackern will. Das erste Musical des gerade mal 26-jährigen Leonard Bernstein wurde am 28. Dezember 1944 – mitten im Zweiten Weltkrieg – am Ort des Geschehens im heute nicht mehr existierenden Adelphi Theatre uraufgeführt und 437 mal gespielt. Immer wieder blitzt die Genialität des späteren Welterfolgs »West Side Story« auf, eines über mehrere Jahre gereiften Musicals, das eine viel stringentere Dramaturgie und auch prägnantere
musikalische Charakterisierungen besitzt.
Doch »On the Town« ist – inspiriert vom halbstündigen Ballett »Fancy Free« Bernsteins, das ein Dreivierteljahr zuvor ebenfalls in New York uraufgeführt worden war – eine jugendfrisch pralle, rhythmisch prägnante, manchmal raffiniert à la Gustav Mahler instrumentierte Nummernrevue. Sie würfelt zu den teils gepfefferten Texten von Betty Comden und Adolph Green die Stile zwischen Klassik, Jazz und Musik etwa à la Aaron Copland, mit dem Bernstein gut befreundet war, wild durcheinander; auch das wechselseitige Begehren von Mann und Frau oder gar Mann und Mann wird auf die unterschiedlichste Art und Weise beleuchtet.
Fetzige Gesangs- und fast symphonische Tanznummern wechseln sich mit rasanten Dialogen ab. Unter Einfluss von allerhand Alkohol spitzt sich die Handlung immer mehr zu, bis den sechs Protagonisten die Verhaftung wegen unanständigen Verhaltens in der Öffentlichkeit droht. Denn nach der Kneipentour durch die angesagtesten Bars und Clubs von New York kommt es auf Coney Island beim Bauchtanz in Rajah Bimmys anzüglicher »Harem-Show« zum Showdown.
Michael Brandstätter hatzusammen mit Josef E. Köpplinger »On the Town« im Dezember 2017 am Theater St. Gallen zusammen mit Choreograf Adam Cooper und im Bühnenbild von Rainer Sinell erfolgreich auf die Bühne gebracht; nun dirigiert er auch die Übernahme der Produktion an das Gärtnerplatztheater und weiß: »›On the Town‹ ist kein typisches Musical. Zu seiner Entstehungszeit wurde noch viel freier mit der Struktur, den Dialogen und Gesangsnummernumgegangen.« Auch Daniel Prohaska, Sigrid Hauser und Dagmar Hellberg sind in Münchenerneut mit von der Partie bei dieser ironischen, rasant-bissigen Seemannskomödie, die vor allem eines will: gute Laune verbreiten, oder wie Brandstätter sagt: »Das ganze Team, das an der Entstehung beteiligt war, war noch keine dreißig Jahre alt. Diesen jugendlichen Ehrgeiz und die Lust, etwas Neues, Aufregendes zu schaffen, spürt man. Hier sind dem Schaffen Bernsteins noch keine Grenzen gesetzt, nichts ist kalkuliert, sondern alles sprüht vor Lebensfreude.« Wieder werden die Dialoge auf Deutsch gesprochen, die Gesangsnummern englisch gesungen. Und das Publikum hat seine Freude daran. ||
ON THE TOWN
Gärtnerplatztheater| 14., 18., 24., 25. Mai
19.30 Uhr | 19. Mai| 18 Uhr | Tickets: 089 21851920
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