Mit »Yuli« verfilmt Icíar Bollaín das Leben des Ballett-Superstars Carlos Acosta.

Der erwachsene Carlos (Carlos Acosta). © Piffl Medien

Die spanische Regisseurin Icíar Bollaín hat sich einem ungewöhnlichen Thema gewidmet, der Biografie eines lebenden Künstlers, eines Tänzers und Choreografen, eines Superstars der Ballettszene. Gedreht hat sie einen Film über ein menschliches Schicksal, über das Leben in einer Diktatur, über Rassismus und Einsamkeit – und ja, auch über den Tanz und die Möglichkeiten des Ausdrucks, der ihm zur Verfügung steht. Bollaín zeigt Menschen in ihrem Film, lässt emotionale Abgründe ahnen, darum geht es vor allem in diesem Film, weniger um die Dokumentation eines Tanzgenies.

Carlos, vom Vater nach dem afrikanischen Kriegsgott Yuli genannt, wächst in ärmlichsten Verhältnissen in Havanna auf. Sein Vater erkennt Yulis Talent und zwingt ihn mit härtesten Mitteln und gegen seinen Willen zunächst in eine Ballettschule, dann in ein kubanisches Ballettinternat. Tatsächlich wird Carlos Acosta zu einem weltweiten Star des Balletts, der erste dunkelhäutige Romeo-Darsteller im Londoner Royal Opera House, der im Oktober 2018 sein dreißigjähriges Bühnenjubiläum feierte, und noch einmal als Tänzer zu erleben war. In der Rahmenhandlung spielt Carlos Acosta sich selbst, er studiert mit seiner Tanzcrew ein – hervorragend für diesen Film choreografiertes – Tanzstück ein, das sein Leben erzählt. In Erinnerungs-Rückblenden wird dieses Leben im Film gezeigt. Ein Kind im Zwiespalt zwischen seinen emotionalen Bedürfnissen und dem verhassten Talent, das ihm sein Zuhause raubt und in die Einsamkeit zwingt. Ein erzwungener Kampf um Anerkennung eines Schwarzen, von einem Vater, dessen Mutter noch als Sklavin gehalten wurde.

»Yuli« ist ein Film, der auch Zuschauer fesseln wird, die keine Affinität zum Tanz mitbringen. Dass ihr Interesse dafür geweckt wird, könnte allerdings eine schöne Nebenwirkung sein. Denn Bollaín hat die Tanzszenen mit dem wirklichen Carlos Acosta so in die Filmhandlung geschnitten, dass sie das Drama seines Lebens nicht nur illustrieren, sondern viel mehr in poetischer Dichte kommentieren und Gefühle transparent werden lassen. Und das mit virtuoser Kameraführung, für die der Kamermann aufwendig die Choreografie lernen musste, um den Tänzern nicht ins Gehege zu kommen. Und Baollaín hat richtig entschieden in den Rückblenden für die Rolle des jugendlichen Acosta mit Kevyin Martinez einen Tänzer zu wählen, keinen attraktiven, charismatischen Schauspieler, dessen Tanz nur gedoubelt wird. Mit dieser Entscheidung erzeugt sie zusätzliche Authentizität, denn die virtuosen Tanzszenen sind eben nicht bloß ästhetische Zugabe, sondern genuine Filmerzählung. Ein nachdenklich stimmender, berührender Film mit einer Fülle an Bildern, die im Gedächtnis bleiben. ||

Yuli
Regie: Icíar Bollaín, Drehbuch: Paul laverty | mit Carlos Acosta, Santiago Alfonso, Keyvin Martínez u.a. | 104 Minuten
Trailer

 


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