Erbauliches zum Sinn des Lebens: Thomas Flach inszeniert Axel Hackes »Die Tage, die ich mit Gott verbrachte« im Café Metropol.
Axel Hacke denkt sich Gott als Künstler, aber auch als »alten Herrn«. In seinem Buch »Die Tage, die ich mit Gott verbrachte« sinnt er diesem aussterbenden Begriff nach. Im Metropoltheater, in dessen Café Thomas Flach den schmalen Band auf eine kaum tiefere Bühne gebracht hat, ist Gott eine Frau, die gerne flucht – zum Beispiel über »diese beschissenen Sphärenklänge« an ihrem Herkunftsort, weshalb sie sich jetzt als »Universumsflüchtling« anschaut, was aus ihrer Jugendsünde Urknall geworden ist. Judith Toth versucht wacker, dieser zwischen Melancholie, Alkoholsucht und neckischen Tricksereien eingezwängten Figur mehr Raum zu erspielen. Dafür hat sie sich eine knarzende Lache zugelegt und etwas Zupackendes, das sich aber nicht wirklich in die Logik der Erzählung fügt. Vielleicht wäre man ihr mit Lakonie beigekommen oder mit grotesker Überzeichnung. Doch hier bleibt alles nett und brav. Selbst wenn Dieter Fischer als Ich-Erzähler wütend den Ballon tritt, der im Metropol »das große Egal« darstellt – das »Zentrum der Welt«, das gleichgültig vor sich hin bläht, egal ob jemand sein erstes Kind in den Armen hält oder ein fieser Zufall ein Leben zerstört.
Seit Gott den Autor und Familienmenschen vor einem herab fliegenden Globus gerettet hat, gehen die beiden regelmäßig zusammen spazieren. Zwei gleichermaßen Trostbedürftige auf der Suche nach Sinn. Während es Hacke als Kolumnist oft gelingt, kleine Alltagsbegebenheiten so lange zu betrachten, bis sich in ihnen etwas Unvorhergesehenes offenbart, zielt er diesmal gleich aufs Große und verzieht. Dass er seine Geschichten stilistisch und metaphorisch im Niemandsland zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur aussetzt, kennt man von Büchern wie »Der kleine König Dezember«. Nur dass dessen Verschrobenheit bezaubernd ist, während hier Ideen wie der Büroelefant oder die Steinlöwen vor der Feldherrnhalle durch Feuerreifen springen (und nur von japanischen Touristen sehen) zu lassen, wie nachträglich hineinmontiert wirken in eine insgesamt eher betulich wirkende Geschichte, die philosophisch auf Stammtischniveau bleibt und – um eine weitere aus der Mode gekommene Wendung zu bemühen – auf Erbauung zielt. Weil ein von den Folgen seiner Taten beschämter Gott, der selbst nicht ganz sicher ist, ob er nur das Leben geschaffen und anschließend sich selbst überlassen hat oder doch auch das Böse, damit man das Gute erkennt, seinen Kreaturen eine handfeste Botschaft mitgibt: Lasst das Leben nicht einfach verstreichen, macht es zu eurem bis zum Tod, um den euch selbst Gott beneidet!
Das Pathos der Vorlage wird von Toth und Fischer eher noch betont. Das muss man mögen. Schön aber ist, dass die Straße mitspielt, die hinter der Bühne durch die geschwungenen Scheiben des Cafés hereinschimmert. Ein Film von der heilen Kleinfamilie am Esstisch erhellt eine Hauswand, Gottes
Experimente mit alternativen Niederschlägen und ein bunter Riesenschmetterling erhellen die Nacht. Und der Wiedergänger des toten Vaters des Ich-Erzählers, der einen Rasenmäher über die Straße schiebt, erhellt zuletzt, um was es hier eigentlich geht: um dessen vermeintlich kleines, kaum ausgekostetes Leben. ||
DIE TAGE, DIE ICH MIT GOTT VERBRACHTE
Metropoltheater| 5., 17. Januar| 20 Uhr
13. Jan.| 19 Uhr | Tickets 089 32195533
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