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»Mandy« | © Koch Film

MANDY
USA 2018 | Regie: Panos Cosmatos
Mit: Nicolas Cage, Andrea Riseborough u. a.
121 Minuten | als DVD und Blu-Ray im Handel erhältlich

von Chris Schinke
Seit einiger Zeit kursieren auf YouTube Videos unter dem Label »Cage rage«, die den Schauspieler Nicolas Cage in verschiedenen Eskalationsstufen emotionaler Entäußerung zeigen. Das Internet-Meme ist zu einem Treppenwitz der weltweiten Gemeinde des erlesenen Filmgeschmacks geworden. Der expressive Überschuss des amerikanischen Schauspielers ist den Adepten der gepflegt-wirklichkeitsnahen Filmgediegenheit ein Gräuel. Die eineinhalb Minuten langen Videoschnipsel dienen der Erheiterung und Selbstversicherung des cineastischen Kennergemütes und verkennen dabei natürlich vollkommen die brutale Präzision und Durchdachtheit der Antinaturalismusmethode Cages. Seit Marlon Brando hat wahrscheinlich keiner so konsequent die Grenzen des schauspielerisch Möglichen verschoben wie er.

Einem Film wie »Mandy«, der den Berüchtigten passenderweise in die Hauptrolle des außer Kontrolle geratenen Rächers seiner von einer Psychosekte ermordeten Ehefrau versetzt, kann ein solcher Internethäme-Hype nichts anhaben. Regisseur Panos Cosmatos mischt hier gekonnt einen irren Horrorcocktail aus Heavy-Metal-Anklängen, Hellraiser-Zitaten und Rape-Revenge-Movie-Versatzstücken zusammen und bereitet damit Genrefans einen Heidenspaß zum Fest. »Mandy« ist eine über feinsinnige Geschmacksurteile erhabene Terroroper, die neben aberwitzigen Zoten mit einem Nicolas Cage in Höchstform aufwartet. Seit Werner Herzogs »Bad Lieutenant« war er nicht mehr so gut!

Nicht fummeln, Liebling«| © Indigo Musikproduktion + Vertrieb GmbH

NICHT FUMMELN, LIEBLING!
BRD 1970 | Regie: May Spils | Mit: Werner Enke, Gila von Weitershausen, Henry van Lyck u.a.
87 Minuten

von Simon Hauck
Wissen Sie, was ein »Pseudosoph« ist? Oder sind Sie nicht selbst längst ein »Wurstomane«? Wenn nicht, dann ist es jetzt nach fast 50 Jahren wirklich höchste Zeit, sich mit dem Schwabinger Urslacker-Gespann May Spils und Werner Enke auseinanderzusetzen. Deren bester Film: nein, nicht »Zur Sache, Schätzchen« (1968), sondern der im Anschluss entstandene, bedeutend formfrechere »Nicht fummeln, Liebling!« (1970) ist nun in einer digital restaurierten Fassung als DVD erschienen. Mit einem beschwingten Score von Kristian Schultze und einer quasi mitschlurfenden Kamera von Hubs Hagen kreierte das Filmemacherduo, das bis heute in wilder Ehe zusammenhaust, einen ungemein zeitgeistigen Film über die sogenannten »Schwabinger Verhältnisse«. Mittendrin: der gammelnde Tunichtgut Charly (Werner Enke) sowie ein blutjunger Otto Sander als chronisch revoltierender Andreas-Baader-Verschnitt, der vom nächsten Kaufhaus-Brandanschlag träumt … Ein überaus lässiges, gut gealtertes Schelmenstück, das übrigens auch die Frage löst, wo denn in Geiselgasteig »der deutsche Film begraben liegt« und zugleich einer der größten Hits der »Neuen Münchner Gruppe« um Spils, Lemke, Thome, Fritz, Schmidt, Müller und Zihlmann.

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