Mozarts »Così fan tutte« ist im Dezember gleich zweimal zu sehen, in sehr verschiedenen Varianten.
Sie machen es auf ganz verschiedene Weise, wenn auch zur gleichen Musik: die beiden »Così fan tutte«- Ensembles. Im Nationaltheater taucht für drei Vorstellungen die Interpretation des einstigen Münchner »Starduos« Dieter Dorn–Jürgen Rose wieder auf. Sie hatten Mozarts erotisches Partnertauschspiel für die Ludwigsburger Festspiele 1984 erarbeitet und 1993 für das Cuvilliéstheater aufgefrischt. Aus diesem idealen Rahmen wurde die Inszenierung dann ins Nationaltheater transponiert, was der Raffinesse der Dorn’schen Personenregie in Roses halb modernen, rest-rokokoesken Kostümen abträglich war. Dorn–Rose behielten auch die eher unglaubwürdige, klamauknahe Maskerade der Männer in Richtung »türkisch-vorderorientalisch« bei, über die der Musiktheaterfreund sich eher hinwegtrösten muss und durch das damalsschon sehr zeitgenössisch wirkende Finale entschädigt wird: ein Trümmerfeld mutwillig kaputtgespielter Beziehungen. Der jetzigen Kleinserie mit teils neuem Solistenensemble wird wohl insbesondere Dirigent Ivor Bolton musikalische Glanzlichter aufsetzen.
Ganz anderes erwartet die Besucher der Neuinszenierung im Prinzregententheater: ein »Schnellkurs für Liebende«. Für die zweite musikalische Premiere im Jubiläumsjahr »25 Jahre Theaterakademie August Everding« hat Präsident Drescher das Münchner Kammerorchester unter seinem Chefdirigenten Clemens Schuldt und für die Regie den Folkwang-Professor Bruno Klimek gewonnen. Schuldt und Klimek haben eine spezielle deutschsprachige Fassung erarbeitet: Streichung aller Chorszenen und einiger Arien; Straffung der Rezitative und gelinde Modernisierung der deutschen Sprache – Ziel ist eine Spieldauer von etwa zwei Stunden, eventuell sogar pausenlos.
Regisseur Klimek will die Einheit von Zeit und Ort. Alles ereignet sich an einem Tag, zu sieben Tageszeiten von morgens bis Mitternacht; auf die weite, leere Bühne flattert ein Notenblatt und ein junger Regisseur namens Alfonso sucht für diese Musik dann zusammen mit seiner jungen Assistentin Despina vier junge Darsteller – heutige Menschen, die von Anfang an alles wissen und in der Verkleidungsmöglichkeit so etwas wie »Lebensentwürfe« ausprobieren. So sind dann auch keine exotischen Verkleidungsalbernheiten Marke »türkische Bärte« zu erwarten: die jungen Normalo-Männer verändern sich zu »verrückten Künstlern«, wie sie unsere PR-durchseuchte Kunstwelt regelmäßig von Pop bis Pinakothek hervorbringt. Das von Mozart und da Ponte als zeitlos erkannte und gestaltete gefährliche Spiel mit der Liebe sieht auch Regisseur Klimek als gültig in einer sich »cool« gebenden Generation. Die nach allem Partner-Hin-und-Rück-Tausch bleibende mentale und emotionale Verstörung wird nicht aufgelöst – ob da die weite Leere der Bühne ein Bildsymbol ist? Mozarts »Così« könnte so auch 2018/19 lebensnah spannend erscheinen. ||
MOZART: COSÌ FAN TUTTE
Nationaltheater // Prinzregententheater| 1., 3. Dez. | 18 Uhr // 4., 6. Dez., 9., 11., 13. Jan.| 19.30 Uhr
Tickets: 089 21851970 (für beide)
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