Der Münchner Sänger und Gitarrist Jesper Munk zog nach Berlin und tauschte Blues mit Soul. Jetzt kommt er für ein Konzert zurück.

Mehr Kaffee und Fliege, als Whiskey und Blues: der neue Jesper Munk | © Warner Music

Im Video zu »Happy When I’m Blue« sieht man Jesper Munk vor dem Eiffelturm spazieren. Nur gibt es dahinter keinePariser Altstadt, sondern futuristisch aussehende Hochhausschluchten. Denn der Turm ist nicht der echte, sondern eine Kopie in Tianducheng, einer 2007 hochgezogenen, chinesischen Fake-Stadt, in der statt 10 000 möglichen aktuell nur rund 2000 Menschen leben. Die meisten davon arbeiten im nebenan gelegenen Vergnügungspark im französischen Stil.

Dass man an anderer Stelle sieht, wie sich Jesper Munk als Pianist und Sänger verdoppelt, das fügt sich fast wie selbstverständlich ein in diese surreale Szenerie, die der Regisseur Lewis Llyod zwei Tage vor Videodreh im Fernsehen entdeckt hatte. Der falsche Turm, der doppelte Jesper, man könnte darin auch ein Bild für die Musik sehen. Denn Jesper Munk, ist das nicht der junge Münchner mit der röhrenden Bluesstimme,der noch vor ein paar Jahren hier mit der Gitarre auf der Straße stand? Natürlich ist er das, aber in »Happy When I’m Blue« singt er nun Blue-Eyed-Soul in China. Statt zu röhren, macht er das mit samtweicher Stimme, zwischen wogenden Streichern und funkigen Gitarrenlicks und insgesamt in einer Art, die an den Motown-Sound der frühen 70er erinnert. Was erst einmal überrascht, dann aber ziemlich überzeugend klingt.

So wie mit dem Schmusesong im Lenny-Kravitz-Stil geht es einem auch bei den restlichen Liedern auf »Favourite Stranger«, seinem beim Major Warner erschienenen, dritten Album, das Jesper Munk nun seiner alten Heimat und angestammten Fangemeinde in der Muffathalle vorstellt. Das heißt, statt überwiegend Bluesbietenauchdiese Soul und Jazz-Grooves, und sie zeigen, dass der 26-Jährige mit seinem Umzug nach Berlin auch ein neues musikalisches Kapitel aufgeschlagenhat. Seit drei Jahren lebt Munk im Norden, weil die Stadt, wie er sagt, kulturell vielfältiger und persönlich herausfordernder sei. Und weil er Lust auf Neues habe. Damit das auch auf Platte nach mehr klingt, hat ihm als Produzent Mocky alias Dominic Salole geholfen, live wird er dann von einer vierköpfigen, internationalen Begleitband unterstützt. Mal sehen, wie viel vom alten Munk noch übrig ist. ||

JESPER MUNK
Muffathalle| Zellstr. 4 | 23. Okt.| 20 Uhr
Tickets: 089 54818181

 


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