Die Welt steht noch. Und die Rock-Apokalyptiker Killing Joke sind wieder unterwegs.

Killing Joke | © Tom Barnes

Die Achtziger waren nicht nur bunte Leggings, dosenweise Haarspray und Boy George im Hintergrund. Sie waren auch Endzeitstimmung, kalter Krieg und Angst vor dem Atomschlag. Und es gibt wohl kaum eine Band, die das so perfekt eingefangen hat wie Killing Joke. Die Band um Sänger und Chef-Apokalyptiker Jaz Coleman gründete sich 1979 im Londoner Stadtteil Notting Hill. Der eigenwillige, sinister verhallte Klang der Band verhalf ihr schon sehr früh zu einigenUndergroundhits, nicht zuletzt dank der Unterstützung von Radiolegende John Peel. Maschinelle Rhythmen, düstere Synthesizerwände und schneidende Gitarrenriffs, diese Musik passte perfekt in eine Zeit, in der nicht klar war, wer auf welcher Seite des Eisernen Vorhangs zuerst durchdreht. Die Fotomontage für das Cover der Single »Wardance« drückt es eigentlich am besten aus: Ein fröhlicher Fred Astaire hüpft über einen demolierten Kriegsschauplatz. Coleman meinte einmal, er habe seine Jugendjahre in der Gewissheit verbracht, sowieso nicht lange zu leben. Da kann man dem Armageddon auch entgegentanzen.

Bestärkt durch okkultistische Schriften stürzte er sich dann doch etwas zu sehr in seine apokalyptischen Fantasien und flüchtete nach Island, um dort den Weltuntergang zu erwarten. Dieser trat nicht ein, und so nahm man das New Wave-lastige Album» Night Time« auf, das mit der Single »Love Like Blood« auch Killing Jokes bis heute größten Hitenthält. Nach einer doch recht missglückten Schaffensphase und Colemans Intermezzo als Komponist und Dirigent desneuseeländischen Symphonieorchesters meldete sich die Band Anfang der Neunziger mit neuemSound, aber gleich gebliebener Stimmung zurück. Die Songs auf Alben wie »Democracy« und »Pandemonium« waren deutlich mehr vom Metal geprägt, und Jaz Colemans Gesang wurde zu einem bestialischen Gurgeln. Dieses Rezept hat sich die Band bis heute bewahrt. Wer Killing Joke aber schon einmal live erlebthat, weiß, dass das durchaus mit den frühen Post-Punk-Klassikern harmonieren kann und nicht alles nach einem unsortierten Gemischtwarenladen klingt. Zeitlos bleibt das Ganze sowieso, denn Endzeit ist eigentlich immer. Und Killing Joke sind wieder auf Tournee. ||

KILLING JOKE
Neue Theaterfabrik| Musenbergstr. 40 | 16. Okt.| 20.30 Uhr
Tickets: 089 54818181

 


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