Die Chemical Brothers waren Pioniere des Electro. Und sie sind noch immer ein Kraftpaket der Partysause.
Auch wenn man normalerweise mit elektronischer Musik nichts anfangen kann, ist man bei den Chemical Brothers gut aufgehoben. Die mitreißenden Electro-Rhythmen vermengt mit Elementen aus Rock, Funk, Hip Hop und Sprachsamples waren immer mehr als bloße Hintergrundmucke für die Szeneparty. Damit waren die Briten mitverantwortlich, dass Electronica nicht nur die Clubs, sondern auch die Konzerthallen eroberte. Am Anfang standen allerdings die Experimente in den Locations der Subkultur. Um genau zu sein, des Heavenly Sunday Social Club in London. Dort legten Tom Rowlands und Ed Simons, beide Geschichtsstudenten aus Manchester, regelmäßig auf und erfanden so nebenbei einen neuen Sound namens Big Beat. Ein Genre, das sie gemeinsam mit Kollegen wie The Prodigy und Fatboy Slim zu einem der großen Electronic-Stile der Neunziger machten. Damals traten sie noch unter dem Namen The Dust Brothers auf, als Tribut an das gleichnamige amerikanische Produzentenduo. Die fanden das allerdings nicht lustig, drohten mit Anwälten, und die Party ging fortan als Chemical Brothers weiter.
Aus dem nächtlichen Job wurde dann schnell ein richtiger Beruf, spätestens 1996, als »Setting Sun«, eine Zusammenarbeit mit Noel Gallagher, auf Platz eins der englischen Charts landete. Genreübergreifende Kollaborationen sind überhaupt bei den Brothers keine Seltenheit. Neben dem Oasis-Frontmann standen sie auch schon mit Beth Orton, The Flaming Lips, Beck, St. Vincent und Q-Tip von A Tribe Called Quest im Studio. Mit ihm nahmen sie 2005 auch den bisher größten kommerziellen Erfolg »Galvanize« auf, ein von indischen Klängen durchzogener und deutlich poppiger als frühere Werke klingender Song. Aber auch der stetige Wandel ist ein fester Bestandteil ihres Schaffens. Mit nostalgischen Rückblicken auf bessere Zeiten will das Duo nichts zu tun haben. Das macht sie auch heute noch zu umsichtigen, neugierigen Künstlern und nicht zu einem Überbleibsel aus der Nineties-Mottenkiste. Es wird also spannend bei ihrem einzigen Deutschlandauftritt im Zenith, was auch mit der ungewöhnlichen Liveshow mit Lasern, Stroboskop-Effekten und allerhand psychedelischem Gefunkel zu tun hat, das die Chemical Brothers üblicherweise mitbringen. Was fürs Ohr und für den Body. ||
THE CHEMICAL BROTHERS
Zenith| Lilienthalallee 29 | 17. Aug.
20 Uhr Tickets: 01806 570070
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