Die Sängerin Chelsea Wolfe erforscht die Untiefen der Seele. Im Feierwerk kann man ihr in die Dunkelheit folgen.
Mit festen Genres braucht man hier nicht mehr ankommen, denn was Chelsea Wolfe aus Kalifornien macht, entzieht sich allen Kategorien. Im Endeffekt kann man ihre Musik nur als eines bezeichnen: mächtig. Ihr Sound sucht in der gegenwärtigen Pop- und Rocklandschaft seinesgleichen. Seit ihren Anfängen Mitte der 2000er Jahre hat Wolfe ihren musikalischen Stil geschaffen und vereint Gothic, Folk, Electronic und Metal zu einem homogenen Ganzen. Denn egal welche Musikrichtung auf ihren bisher fünf Studioalben vorherrscht, alles wird durchzogen von einer düsteren, apokalyptischen Grundstimmung. Was Chelsea Wolfe macht, ist das musikalische Austreiben von Dämonen.
Und die begleiten sie schon ewig. In einem Interview sagte sie, dass sie als Kind mit Schlafparalyse und Angstzuständen zu kämpfen hatte. Das letzte Album »Hiss Spun« war ein wichiger Schritt im Heilungsprozess – und ist nebenbei bemerkt der musikalische Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens. Aber natürlich ist ihre Musik weit entfernt davon, nur Selbsttherapie aus vor sich hin tropfenden Düsterklängen zu sein. Sie ist vielmehr ein Laboratorium der Stimmungen, die Wolfe mit vielfältigen Ausdrucksformen erzeugt. Heftige Gitarrenparts wechseln sich mit meditativen Passagen ab, immer wieder wird der Rock-Eindruck von elektronischen Geräuschspielereien unterbrochen. Nun heißt das aber auch, dass es schwer ist, ein Einstiegswerk zu finden. Wer mit dem Finsterfolk von »Unknown Rooms« (2012) liebäugelt, ist mit den schweren Gitarrenwänden von »Abyss« (2015) vielleicht überfordert – und umgekehrt. Wer Weltuntergangsstimmungen von vornherein ablehnt, sollte von Wolfes Musik lieber die Finger lassen. Wer aber gerne einen Schritt ins Ungewisse wagt, wird schnell in einem wunderschönen schwarzen Loch versinken, aus dem er gereinigt wieder entlassen wird. ||
CHELSEA WOLFE
Feierwerk| Hansastr. 39 | 30. Juli| 21 Uhr
Tickets: 01806 570 070
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