Das britische Trio GoGo Penguin lässt Jazzer tanzen. Denn es denkt die Musik weiter.
»Jazz-but-not-jazz« ist einer von vielen Begriffen, die auf der Suche nach stilistischer Einschätzung für das britische Klaviertrio GoGo Penguin auftauchen. Sozusagen das Gegenteil von »JazzJazz«, einem Etikett, das Menschen mit traditionellerem Jazzverständnis signalisiert: Hier bist du garantiert richtig. Neben den Pinguinen gelten seit gut zehn Jahren diverse junge Bands als Erneuerer eines ins Aufmerksamkeitsdefizit abgerutschten Britjazz, bei denen von Altbekanntem keine Rede sein kann: Get The Blessing, Polar Bear, Portico Quartet, Mammal Hands.
All diese Formationen haben nicht zufällig Band- statt Solistennamen. Und auch bei GoGo Penguin ist das Klavier weniger für Soli zuständig als Teil einer kollektiv agierenden Rhythmusgruppe, die mit trancefördernden Hymnen den in der Szene schwer angesagten Minimalismus zum Tanzen bringt. Die Melodien geraten dem Pianisten Chris Illingworth dabei teilweise so eingängig, dass man sie sich auch im Umfeld von New Age und Ambient vorstellen könnte. Was die stark repetitiven Songs dennoch interessant klingen lässt, ist neben den raffinierten Grooves das Gespür der klassisch ausgebildeten Musiker für Aufbau und Dynamik. Da kann es im gleichen Song ruhig und druckvoll zugehen und wird mit elastischem Timing gearbeitet. Den Arrangements kommt zugute, dass sie häufig mit Sequenzern am Computer ausgefeilt wurden und dann auf die akustische Instrumentierung übertragen, die höchstens subtil elektronisch ergänzt daherkommt.
Wenn also Massive Attack, Brian Eno oder Aphex Twin als geistesverwandte Bands bemüht werden, macht das durchaus Sinn. Dass GoGo Penguin seit 2015 bei Blue Note unter Vertrag sind, passt wiederum dazu, dass man dort schon seit Längerem kein Jazzlabel sein will, sondern gerne eine Band bucht, die für Festivals taugt, deren Besucher weitertanzen, wenn das Gelände schlammig wird. Aber andererseits eben auch für die Elbphilharmonie, wo die Jungs aus Manchester im vergangenen Jahr live den Kultfilm »Koyaanisqatsi« begleitet haben. Die Sogwirkung ihrer Neufassung soll das Original von Philip Glass sogar noch übertroffen haben. ||
GOGO PENGUIN
Muffathalle| 18. April| 20.30 Uhr | Tickets: 089 54818181
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