Die Theatergruppe Futur II Konjunktiv beschäftigt sich mit einem tragisch absurd anmutenden Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Nicht lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs flohen Tausende von Juden aus Osteuropa, die gerade die nationalsozialistischen Konzentrationslager überlebt hatten, aus ihren Heimatländern, weil dort kurz nach der Shoah schon wieder Pogrome stattfanden – und landeten ausgerechnet in Deutschland. In DP-Camps (für displaced persons) warteten sie oft jahrelang auf die Auswanderung nach Israel oder in die USA. Föhrenwald, das zu Wolfratshausen gehört, war eines der größten DP-Lager in der US-Besatzungszone. Im Heimatland der Mörder war der Antisemitismus allerdings nicht mit dem 8. Mai 1945 gestorben. Als Überlebende der Konzentrationslager gegen einen antisemitischen Leserbrief in der »Süddeutschen Zeitung« demonstrierten, schossen deutsche Polizisten 1949 in München auf sie.
Da erstaunt es nicht, wenn die Überlebenden in den DP-Camps unter sich blieben, getrennt von den Deutschen, gerettet, aber noch nicht in einem eigenen Leben angekommen. Die Camps waren ein Zwischenreich, eine Welt in der Schwebe, in der die mittellosen Opfer des Nazi-Regimes sich so gut sie konnten eine eigene Welt schufen, eine oft durch osteuropäisch-jüdische Traditionen und die jiddische Sprache geprägte Gemeinschaft. Die Theatergruppe Futur II Konjunktiv bezeichnet dieses Leben im Ungewissen als Transit. Für ihr dokumentarisches Theaterstück »nicht von hier irgendwo« haben sie alte und neue Interviews mit Zeitzeugen, Berichte und Dokumente aus den Jahren bis 1957 zu einem vielstimmigen Mosaik dieser Zeit zusammengesetzt, das vielen als absurde Fußnote der Geschichte erscheinen mag. Autor Matthias Naumann und Regisseur Johannes Wenzel, in deren freien Theaterprojekten es viel um Kapitalismus, Utopie und Solidarität geht, wollten vor allem wissen, was die Erfahrung des Überlebens und die Situation der Staatenlosigkeit mit den Menschen gemacht hat, gerade weil das über die historische Nachkriegsepoche hinaus auf die Gegenwart verweist.
12.–14. April
Nicht von hier irgendwo
HochX | Entenbachstr. 37 | 20 Uhr | Tickets: 089 90155102
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