Das neue Stück der jungen Choreografin Jasmine Ellis im Schwere Reiter.

Alle sieben: Tanzende und Musiker in »Empathy« von Jasmine Ellis | © Ray Demski.

Die Musiker tanzen mit, dann und wann. Damit ist schon einiges gesagt über die Tanzperformance »Empathy« von Jasmine Ellis, die noch am 12. und 13. Januar im Schwere Reiter zu sehen ist. Und was der Münchner Jazz-Kontrabassist und analoge Techno-Musiker Maximilian Hirning, Saxophonist und Komponist Ralph Heidel sowie Jazz-Posaunist, Gitarrist und Bandleader Lukas Bamesreiter dabei und am Rand des Tanzteppichs musikalisch herstellen, ist erste Sahne. Die Tänzerinnen und Tänzer wiederum können nicht anders, als mit diesen Beats und Sounds zu kooperieren.

In einem aus Plastikplanen lichtsensibel gefügten White Cube, in dem Seile zu einem skulpturalen Objekt der Konzentration und Expansion gespannt sind, hüpfen, zucken, stampfen, kriechen und grooven die Tänzerinnen und Tänzer – wie aus einem Lebensfries der Jahrhundertwende befreit und bewegungssprachlich zu vielen Expressionen und Explorationen verdammt. Yael Cibulski und Evelyne Rossi, Luca Cacitti und Lukas Malkowski tanzen exzellent. Sie springen und springen, rucken und rollen die Arme aus der Schulter heraus, blicken und zeigen ins Vorfeld des Körpers, synchronisieren sich.

Die kanadische Tänzerin und Choreografin Jasmine Ellis hat in Toronto und am Rotterdamer Konservatorium Codarts studiert, sie tanzte international für viele Choreografen, zum Beispiel für Constanza Macras in Berlin, und in München sowohl für Davis Russo als auch an der Bayerischen Staatsoper in »Jephtas Daughter«. Zusammen mit Katrin Schafitel gründete sie Munich DancePAT, ein erschwingliches professionelles Tanztraining. Im Schwere Reiter zeigte sie schon »I AM REAL LIFE« und »For…To…Step…Next…« als Referenzproduktionen, bevor ihr die städtische Debütförderung für »Empathy« zugesprochen wurde. Einfühlungsvermögen wird hier weniger thematisch ausgemalt – beispielsweise in einem »berührenden« Kontaktnahme-Duett – als vielmehr tänzerisch in wacher Interaktion praktiziert. Ein wenig hat Ellis es aus dem Choreo-Baukasten zusammengesetzt. Bietet eine Lachorgie auf, den Einsatz von Sprache zum Aufrufen emotionaler Situationen (»He never spoke about love«) und als Kommentar, und der Schlussteil mit der ironischen Geräusch-Sensibilisierung am Mikrophon wäre nicht nötig gewesen, auch wenn zarte Hipstervollbärte daran ineinander streichen. Ein Extrapunkt für die musikalisch-kunstgewerblich interessante und feinsinnige Dylan-Dekonstruktion. Ellis’ »Empathy« ist ein spannendes Tanzstück und Gemeinschaftswerk mit Power, Zug – und schöner Differenziertheit.

Jasmine Ellis: »EMPATHY«
Schwere Reiter | Dachauer Str. 114 | 12./13. Januar, 20.30 Uhr | Tickets: 089 7211015, reservierung@schwerereiter.de

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