Jahrzehntelang standen Yello nicht auf der Bühne, aus Prinzip. Nun hat sich das geändert. Am 5. Dezember sind sie in der Olympiahalle.

Dieter Meier, Sänger von Yello| © Ralf Dombrowski

Es muss ein ziemliches Desaster gewesen sein, das erste Konzert von Yello im New Yorker Roxy-Club vor 34 Jahren. Zumindest aus der Sicht eines musikalischen Perfektionisten wie des Klangtüftlers Boris Blank, der seitdem unter einer Auftrittsphobie leidet und bis vor Kurzem noch der festen Überzeugung war, dass sich der Sound von Yello live nicht umsetzen lässt. Auch sein Kompagnon mit dem sonoren Sprechgesang, Dieter Meier, ließ in Interviews wissen, dass er sich noch nie im Leben so fehlplatziert vorgekommen sei wie damals auf der Bühne. Und das dürfte durchaus etwas bedeuten im Falle eines Schweizer Jetset-Millionärs, der als Künstler, Unternehmer, Rinder-, Schaf- und Lamazüchter, Bioweinbauer, ehemaliger Golf-Nationalspieler und angehender Schokoladenfabrikant die halbe Welt bereist hat.

Jedenfalls hatte das Erlebnis in New York zur Folge, dass es abgesehen von kurzen Playback-Auftritten 33 Jahre lang kein Konzert von Yello gab. Dem Erfolg des Elektropopduos hat das nicht geschadet, im Gegenteil. Yello haben es mit Alben wie »You Gotta Say Yes to Another Excess« und »Stella« in die deutschsprachigen, amerikanischen und britischen Charts geschafft und mit Stücken wie »Bostich«, »The Race« oder »Oh Yeah« auf die Soundtracks von Hollywoodfilmen. »The Race« wurde außerdem zur Titelmusik der Musikvideosendung »Formel Eins« und gehört bis heute zum Repertoire zahlreicher US-Marching-Bands. Auch bildästhetisch waren Yello sehr erfolgreich und haben mit ihren leicht trashigen, bunten Stop-Motion-Videos zahlreiche Musiker beeinflusst.

Bei diesem Erbe hätten es die beiden Schweizer eigentlich längst belassen können. Stattdessen haben der 65 Jahre alte Blank und der 72-jährige Meier im letzten Jahr mit »Toy« ein neues, sehr hörenswertes Album herausgebracht. Und nicht nur das. Im Oktober 2016 konnte man die beiden, das Wunder geschah, zum ersten Mal seit 33 Jahren wieder live erleben. Gleich vier, natürlich sofort ausverkaufte Konzerte gaben Blank und Meier in Berlin. Und das Wunder geht weiter: Vom 29. November an gehen Yello auf ihre allererste Deutschlandtour. Am 5. Dezember kann man die beiden, begleitet von Bläsern, einem Gitarristen und Backgroundsängerinnen, in der Münchner Olympiahalle sehen.

Möglich wurde das Wunder dank der digitalen Technik. Denn der Elektrotüftler Blank hat eine App entwickelt, die die Fähigkeiten eines Samplers und eines Sequencers vereint und es angeblich nun möglich macht, den Studiosound der Band live zu simulieren. Vier erste Testläufe in Berlin gab es dazu wie gesagt bereits. Und die Kritiken dazu, sie waren, nun ja, dann doch eher bescheiden. Von »langweilig«, »ranzig«, einer »musealen Golden-Oldies-Vorstellung« war darin die Rede. Oder kurz zusammengefasst: Es war »ein Desaster«. Ob das nun so gewollt, eine Ironie der Geschichte oder die Folge einer über 33 Jahre aufgebauten Erwartungshaltung war, das wird sich vielleicht beim Konzert in der Olympiahalle zeigen. ||

YELLO
Olympiahalle| 5. Dez.| 20 Uhr
Tickets: 089 54818181 | Website

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