Dieser Roman von Mariana Leky wurde 2017 zum »Lieblingsbuch der Unabhängigen« gekürt.

Mariana Leky – »Was man von hier aus sehen kann«

Das Leben hereinlassen

Wenn in einem Traum Selmas, der klugen Alten des Dorfes, ein Okapi auftaucht, dieses merkwürdige Tier aus halb Giraffe (vorne) und halb Zebra (hinten), weiß Selma sofort, dass der Traum nichts Gutes bedeutet. Denn jedes Mal, wenn ein Okapi ihr im Traum erschienen war, war in den folgenden 24 Stunden jemand aus ihrem kleinen Westerwalddorf gestorben. Um all die Lieben um sie herum nicht zu verunsichern, erzählt Selma den jüngsten Traum nur einer besonders Vertrauten. Und so dauert es diesmal fast eine Stunde, bis es alle im Dorf wissen. Die einen sorgen sich um sich, andere um andere. Doch die unvermeidliche Lösung macht alle besonders traurig.

Das Buch erzählt von einem Zeitraum über mehrere Jahrzehnte. Es beginnt mit der gemeinsamen Zugfahrt der Erzählerin Luise mit ihrem Freund Martin in die Schule in der Kreisstadt (bei der Luise sich immer wieder von ihrem Freund in die Luft stemmen lassen muss, weil Martin Gewichtheber werden will). Viel später sorgt ein buddhistischer Mönch dafür, dass Luise »die Welt hereinlässt«. Mariana Leky, die nicht auf dem Land, sondern in der Stadt Köln aufgewachsen ist, schildert das Dorfleben ähnlich wie Juli Zeh es in »Unterleuten« getan hat. Und sie besteht darauf, dass in ihrem Roman nichts Autobiografisches zu finden sei. Ihre Figuren und deren Leben betrachtet Leky mit einem skurrilen und hintergründigen Humor, der die Lektüre zu einem puren Vergnügen macht, noch gesteigert in der Hörbuchfassung, wunderbar gelesen von Sandra Hüller. ||

MARIANA LEKY:WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN
DuMont, 2017 | 322 Seiten | 20 Euro

HÖRBUCH: TACHELES!
2017 | gesprochen von Sandra Hüller, ungekürzte Lesung | 6 CDs
20 Euro (UVP)

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