Romano ist ein Exot des deutschen Hip-Hop. Für ein Clubkonzert kommt der Berliner nach München.

Romano | © Bella Schwarz

Das mit den Zöpfen ist Ironie, aber nicht nur. »Ich habe seit 1994 lange Haare, war immer ein großer Fan von Snoop Doggy Dog, der hatte auch Zöpfe«, meint Roman Geike, genannt Romano. »Ich fand, das sah geil aus. Oder Korn, da trug der Bassist Zöpfe, irgendwie war das etwas Besonderes. Ich finde, wenn man lange Haare hat, kann man damit was machen, und ich habe 96, 97 auch angefangen, meine Haare zu flechten. Hat mir gefallen. Wenn man Drähte einflechtet und nach oben biegt, bekommt das sogar etwas Diabolisches – wie auch immer, ich mag es, es ist ein kleines Statement.« Und noch dazu ein gutes Unterscheidungsmerkmal in einer Szene, in der sich die Konkurrenten tummeln.

Denn Romano ist Rapper. Er hat auch schon bei Metalbands gesungen und ist als Schlagersänger durch die Provinz getingelt. Zurzeit aber hat der Performancekünstler aus Köpenick seinen Spaß an Wortkaskaden und sich im Laufe von gut zwei Jahren durch die Mischung von pfiffigen Texten wie in »Metalkutte« und einem sich kreativ von der Tattoo-Norm des Genres unterscheidenden Künstler-Image im deutschen Hip-Hop einen Namen gemacht. Da helfen die Zöpfe als optischer Anker, die in Kombination mit Bomberjacke, Jeans und Sneakers schon wieder freaky sind, vor allem aber Texte, die mal nicht das übliche »Ich! Ich! Ich!« skandieren, sondern Geschichten aus der Vorstadt und vom nicht immer spektakulären Alltag erzählen.

Romanos neues Album »Copyshop« klingt daher erfreulich unaufgeregt und zugleich selbstbewusst schräg. Es wirkt wie ein akustisches Fotoalbum, voll mit Schnappschüssen aus der Berlin-Ost-Perspektive mit historischer Distanz, inszeniert mit schlaksigem Flow und ebenfalls eher untypischen Beats, die Geikes Klangpartner Moritz Friedrich zusammenschraubt. Und es widersteht trotz des Titels dem im Musikgeschäft üblichen Muster, die Erfolge früherer Songs durch ähnliche Fortsetzungen zu duplizieren: »Ich wiederhole mich nicht gerne. Die Metalkuttegab’s nur einmal, ich wollte da nicht noch eine Metaldauerwelleoder so hinterherschicken. Soll ja auch für mich spannend bleiben. Und deshalb habe ich diesmal einen Song – König der Hunde – aufgenommen, wie die Ketten reißen, die Mauern brechen, ich stehe ohne Maulkorb auf dem Mittelstreifen, frischer Wind in der Nacht, Weichspüler, Scorpions im Ohr, Zweitakter mit Schwarz-Rot-Gold auf dem Kühler. Das war die Situation der Wendezeit, das zu beobachten, nicht breitbeinig mit angeknipstem Ventilator und offenem Haar auf der Mauer – eben nicht Scorpions oder Westernhagen –, sondern die Perspektive des kleinen Jungen von nebenan, der die Straßen langläuft, Sachen entdeckt und die Zeit seines Lebens hat – weil es wirklich sehr verrückt war.«

Romano ist inzwischen 40 Jahre alt, hat erlebt, wie die Welt um ihn herum sich radikal verändert hat, und ist seinen Weg bislang mit vielen Kurven gegangen. Am liebsten würde er demnächst auch mal Opernarien singen, sollte es Barock sein, würden noch nicht einmal die Zöpfe stören. Aber bis dahin bleibt er beim Rap und zeigt im Münchner Strom, wie in Köpenick gerade die Stimmung ist. ||

ROMANO
Strom| Lindwurmstr. 88 | 2. November| 21 Uhr
Tickets: 0180 6570070

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