Seit 15 Jahren an der Grenze – das Festival Digitalanalog lotet musikalische Schnittstellen aus.

Peter Pichler am Trautonium | © Ralf Dombrowski

Nachdem Peter Pichler, Frontmann der No Goods, Gitarrist der Punkformation Condom und Keyboarder in Hans Söllners Band, 2010 auf dem seit 2002 in München verorteten Digitalanalog-Festival sein Trautonium-Trio vorgestellt hatte, jubelte der damals im Publikum anwesende Detroiter Technoproduzent Anthony Shake Shakir. »Drei deutsche Musiker spielen auf drei deutschen Vorläufern des Synthesizers solche eigentümliche Musik. Die müssen unbedingt in den USA spielen, da würden sie sofort ihre Fans«, kommentierte er das Konzert auf dem 1930 von Friedrich Trautwein vorgestellten Instrument. Ähnlich wie vielen anderen anwesenden Gästen des audiovisuellen Kunst- und Kulturfestivals im Gasteig ist aber auch ihm dabei entgangen, dass Pichler in solchem popkulturellen Kontext ernste Kompositionen von Paul Hindemith aufführte, die dieser eigens für das Trautonium komponiert hatte. Dabei reizten den Komponisten vor allem solche Klangmöglichkeiten, deren Glissandi, Vibrati, Crescendi und lang anhaltende Töne auf analogen Instrumenten nicht produziert werden können.

Nachzuhören ist dergleichen mittlerweile auch auf einer bei paladino erschienenen CD, auf der Pichler Werke des Komponisten Harald Genzmer fürs Trautonium geradezu wiederbelebt. Das wird deutlich, wenn man Pichlers erfrischend freche Interpretationen den vorbildlichen, aber vergleichsweise musealen Vorführungen der Trautonium-Legende Oskar Salas gegenüberstellt. Im Rahmen des diesjährigen Digitalanalog-Festivals am 20. und 21. Oktober im Gasteig, präsentiert Pichler erneut Kompositionen fürs Trautonium, die dieses Mal sogar opulent von einem Streicherensemble begleitet werden. Wie auch die anderen Konzerte auf diesem Festival, die einmal mehr bei freiem Eintritt spannende musikalische Entwicklungen jenseits des Mainstreams aufzeigen, wird auch Pichlers Darbietung von eigens auf sein Programm abgestimmten Visuals begleitet. Die hier agierenden Visual-Artists gelten nicht als Dienstleister der Musik. Künstlerinnen wie Sicovaja oder Peter Becker, einer der Live-VJs in der Clubkultur, erfahren darum auf Digitalanalog dieselbe Beachtung wie die auf der Bühne agierenden Musiker. ||

DIGITALANALOG FESTIVAL 2017
Gasteig| 20., 21. Oktober| 20.30 Uhr
Eintritt frei | Website

 


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