Messen, Festivals, Events und das Internet: Künstler, Galerien und Kuratoren müssen in einer sich verändernden Kunstwelt neue Konzepte entwickeln, um zu bestehen. So auch die Produzentenmesse ARTMUC.

Stipendiatin der Rambaldi-Residence in München – Viviane Gernaert: »Once Upon a Time in China Pos. IV« | 2016 | Stoff | © Viviane Gernaert

Es gibt das jährliche Kunstwochenende OPEN art im September und im Oktober finden wieder das Format PLATEAU sowie die Highlights, eine Messe für hochkarätige Kunst und Antiquitäten, in der Residenz statt. Die Galerien präsentieren das ganze Jahr über hochwertige Ausstellungen, für junge und urbane Kunst gibt es die Messe STROKE (aktuell bis 8. Oktober in der ZündappHalle beim Ostbahnhof) und mit S.M.S. – Shit must Stop formiert sich gerade eine neue Initiative für internationale junge Kunst in München, die nächsten Herbst startet. Man könnte meinen, der Kalender für Kunstinteressierte und potentielle Sammler wäre bereits voll. Und doch existiert seit 2014 in München ein weiteres Format erfolgreich, das sich parallel zur etablierten und akademisierten Szene positioniert hat.

Seit dem ersten Event vor drei Jahren konnte sich die ARTMUC zu einer Institution für die lokale, nationale und internationale Künstlerszene entwickeln und sich in der Stadt etablieren. Dieses Jahr finden zum ersten Mal sogar zwei Ausgaben statt. Nach der gut besuchten Veranstaltung im Mai folgt nun im Oktober die zweite Runde des Events zwischen Messe und Festival. Die Nachfrage seitens der Künstler, Galerien und Institutionen sei entsprechend groß gewesen, erklärt Gründer Raiko Schwalbe. Bei der ARTMUC präsentieren sich mehr als 90 Einzelkünstler aus Deutschland und Europa mit erschwinglichen Kunstwerken, die von Street Art und Urban Art über digitale Kunst und Fotografie bis hin zu Malerei und Skulptur reichen. Ein Hauptfokus liegt auf speziellen Kooperationen mit deutschen und internationalen Kunstprojekten und Institutionen wie der whiteBOX aus München im Bereich Multimediakunst oder dem X-Pinky Lab aus Berlin mit seinem Künstlerförderprogramm und der Münchner Rambaldi-Residence. Klassiker der Moderne sind erstmals auch mit dabei: Die Schweizer Galerie Wilmsen präsentiert Adolf Luther und Günther Uecker.

Die ARTMUC versteht sich nicht als Antagonist zum bestehende Galerie- und Messesystem. Vielmehr wollen die Macher eine Alternative und Ergänzung anbieten, die offen und einladend ist. Dabei sollen alle Beteiligten profitieren, die kooperierenden Galerien und Institutionen, die freien Künstler, die diese Plattform für sich nützen können, und natürlich auch die Besucher, die auf der Praterinsel auch direkt mit den Künstlern sprechen können und nicht erst mit dem Galeristen. So sollen erweiterte Netzwerke entstehen, die auch für Besucher außerhalb der Filterblase der zeitgenössischen Kunst offen sind.

Die ARTMUC sieht sich in der Tradition der Produzentenmessen, in denen neue Formen der Vermarktung und Selbstvermarktung erprobt werden können. Gründer und Veranstalter Raiko Schwalbe verfolgt einen durchaus hedonistischen Ansatz, die Kunst soll Spaß machen, nicht elitär oder reaktionär präsentiert werden. Der gemeinsame Diskurs, was Kunst kann oder darf, soll offen geführt werden, auch außerhalb der vermeintlich heiligen Hallen der Museen und Galerien. Die Stadt München hat eine aktive Kunstszene, in der renommierte Institutionen und anerkannte Galerien um die Gunst der Besucher und Sammler buhlen. Diese etablierte, vielleicht auch in sich geschlossene Kunstwelt kann durchaus abschreckend wirken und Interessierten den Zugang zur Kunst erschweren. Die ARTMUC versucht, ein eigenes Flair zu vermitteln, indem sie die Rezipienten – Liebhaber und Kunstinteressierte – aktiv einbezieht. Um Zugänge zu schaffen für aktuelle Kunst, die gesehen und gekauft werden will. Denn natürlich ist ARTMUC auch ein Marktplatz, der Aussteller und Besucher gleichermassen erfreuen soll. ||

ARTMUC
ARTMUC Messe | Praterinsel 3–4 | 19.–22. Oktober| Do 18–22 Uhr (Eröffnung), Fr/Sa 12–20 Uhr, So 12–18 Uhr

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