Die Zappelbude gibtes wieder. Drei Tage macht die Supergroupdes deutschen Jazzin München Station.
Vier Konzerte auf vier Kontinenten in zehn Tagen – gab es schon. Und muss nicht mehr sein. Wolfgang Haffner ist genug herumgekommen und hat während seines ersten Lebens als einer der erfolgreichsten Schlagzeuger Deutschlands von Albert Mangelsdorff über Passport bis Chaka Kahn mit reichlich Prominenz gespielt. Inzwischen hat er die 50 überschritten und ein paar Jahre auf Ibiza gelebt, ist immer noch gut im Geschäft, aber hat den alten Stress hinter sich gelassen: »Die Hektik, das Beweisen-Wollen ist komplett weg. Ich bin nicht im Wettbewerb mit jemandem, auch nicht mit mir selbst. Das ist eine schöne Begleiterscheinung, wenn man älter wird. Ich liebe diesen Zustand, gebe Konzerte, mache Promotion, habe eine gute Zeit. Ich gehe hin, habe fantastische Leute um mich, zelebriere Musik. Alles fließt, mehr denn je. Und das ist ein schönes Gefühl.«
Haffner hat gelernt loszulassen, und das hat gleich mehrere Effekte. Zum einen kümmert es ihn wenig, was andere über seine Projekte sagen. Er macht, was er will, auf Platte aktuell beispielsweise »Kind Of Spain«, eine tief entspannte Hommage an die Klangwelt der spanischen Musik von Francisco Tàrrega bis Vicente Amigo. Außerdem trifft er alte Freunde wieder und erinnert sich an Bands, die in den Hintergrund gerückt waren. Beispiel Zappelbude: Das war ein Art Supergroup des jungen deutschen Jazz
in den späten Neunzigern mit Keyboarder Roberto Di Gioia, Saxofonist Tony Lakatos und den Scales Brüdern Martin und Patrick an Gitarre und Bass. Jeder für sich ist längst in der heimischen Jazzwelt verankert, doch die Idee der Reunion faszinierte die ganze Bande. »Nach 15 Jahren Pause haben wir unlängst drei Konzerte gespielt, und die Kuh ist vom ersten Moment an geflogen«, erzählt Haffner vom
dem magischen Moment des Neuanfangs. »Wir hatten zum Beispiel einen kleinen Testgig in einem Club bei Nürnberg, der war in ein paar Minuten ausverkauft. Jeder von der Zappelbude hatte sich alles freigeschaufelt, kam bestens vorbereitet. Wir haben einmal alles durchgespielt, dann ab auf die Bühne, piff, paff, herrlich. Wir sind uns in den Armen gelegen mit dem Gefühl: Schön, dass es das noch gibt!«
München kommt nun auch in den Genuss der Zappelbude. Zwei Tage lang stellt Roberto Di Gioia Mitte August im Rahmen der Munich Summer Jazz Weeks sein neues Projekt »Web Web« (15./16.8.) vor, dann sind die alten Recken mit ihrer Combo drei Tage lang an der Reihe: »Die Zappelbude ist ein gewachsenes Ding. Wir haben so viel zusammen erlebt, Zeit miteinander verbracht. Mit 15 Jahren Abstand ist das einfach etwas völlig anderes. Jeder war jahrelang auf seinem Trip, Roberto zum Beispiel mit Pop und Hip-Hop. Doch er ist ein besserer Jazzpianist denn je. Bei den Konzerten hat er Soli gespielt, und wir standen schreiend vor Begeisterung hinter unseren Instrumenten!« So stehen die Chancen gut, dass der Laden kocht, wenn die Zappelbude kommt. Nicht verpassen. ||
ZAPPELBUDE
Unterfahrt| Einsteinstr. 42-44 | 17.–19. Aug.
21 Uhr | Tickets: 089 4482794
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