Der Gitarrist und Komponist Marc Sinan hat keine Scheu vor komplexen Themen. Mit der Klangperformance »I EXIST – nach Rajasthan« spürt er den Ursprüngen der Roma-Kultur nach.

Marc Sinan | © Graz Diez

Die Roma sind die größte ethnische Minderheit in Europa – und stammen aus Indien. Das hat ein internationales Forscherteam dank genetischer Analysen festgestellt. 2012 veröffentlichten die Forscher der Universität Pompeu Fabra in Barcelona diese Ergebnisse. Der Musiker und Komponist Marc Sinan hörte davon, und sein Interesse war geweckt. Vier Jahre später reiste er mit einigen Freunden und Kollegen in den nordindischen Wüstenstaat Rajasthan, begab sich auf die Spuren der »indischen Roma« und kehrte mit einem Musikprojekt zurück. Am 3. April wird »I EXIST – nach Rajasthan« als abendfüllendes szenisches Konzert mit Videoinstallationen, Bühnenbild und Orchester im Technikum im Münchner Werksviertel erstmals über die Bühne gehen.

Marc Sinan, der Gitarrist, Komponist und Dozent, macht sich zu den Fragen ethnischer Minderheiten immer wieder Gedanken. Er hat einen deutschen Vater und eine türkisch-armenische Mutter. Seine armenische Großmutter hat ihm vom Völkermord an den Armeniern berichtet und erzählt, wie sie dem Tod nur knapp entkam. Das in diesem Zu sammenhang entstandene Projekt »Komitas« über den armenischen Priester und Musiker gleichen Namens wurde 2015 anlässlich des 100. Jahrestags des Völkermordes aufgeführt und bot Anlass für politische Debatten, nachdem die Türkei die Aufführung verhindern wollte.

Sinans viertes dokufiktionales Musiktheater widmet sich nun den Fragen nach der Herkunft der Roma. Wie die Forscher in Barcelona herausgefunden haben, stammen alle Roma von einer kleinen Bevölkerungsgruppe ab, die vor ca. 1500 Jahren im Nordosten Indiens lebte. Von dort aus wanderten die Urahnen der heutigen rund elf Millionen Roma über den Balkan nach ganz Europa aus. Für das Projekt »I EXIST« reiste Marc Sinan bis nach Dundlod, drei Autostunden nordwestlich von Jaipur. Vor Ort entwickelte er zusammen mit einigen Künstlern eine Kombination von Musik, Videos und unterschiedlichem Tonmaterial, das er zu einem komplexen multimedialen Musiktheater kombinierte. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der Ursprungskultur in der Ferne, inspiriert von den Mythen der alten Geschichten und den Erkenntnissen der aktuellen Forschung.

Und das Projekt wuchs zu beachtlicher Größe heran. »I EXIST – nach Rajasthan« ist eine Gemeinschaftsproduktion der Marc Sinan Company / YMUSIC mit den Dresdner Sinfonikern und steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. Initiator der Münchner Erstaufführung ist die Whitebox im Münchner Werksviertel, mit dabei sind neben Sinan und den Dresdner Kollegen auch die Sängerin Iva Bittová und für das Bühnenbild das Künstlerehepaar Damian und Delaine Le Das. Neben dem eigentlichen Konzert ist Sinans Klangkulturperformance außerdem Teil eines umfassenden Künstleraustausches, der mit dem Schwerpunkt Indien auch bildende Künstler in die Ateliers des Werksviertels holt. ||

I EXIST – NACH RAJASTHAN
Technikum| Grafinger Str. 6 | 3. April| 20 Uhr
Tickets: 089 215446220 | whitebox

 


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