Denzel Washington adaptiert mit »Fences« August Wilsons gleichnamiges Theaterstück als intimes Familiendrama.
Lässig schwingen sich Troy und sein Arbeitsbuddy Bono auf ihren Müllwagen. Den Truck fahren dürfen beide nicht. Denn sie sind schwarz. Und Schwarze dürfen im Amerika der 50er Jahre lediglich den Dreck der Weißen wegmachen. Den Wagen lenken, der durch die Straßen Pittsburghs tuckert, das bleibt zunächst ein Privileg der Weißen. Die ersten Minuten von Denzel Washingtons dritter Regiearbeit »Fences« eröffnen bereits den Diskurs. Im Zentrum steht Troy: sein Leben, seine Familie, sein Kampf mit den Ungerechtigkeiten des Alltags. Gespielt wird er von Washington selbst. Er hat ihn 2010 bereits am Broadway verkörpert, im gleichnamigen Theaterstück von August Wilson.
Ursprünglich wollte Eddie Murphy Troy in der Filmversion spielen. Nachdem er die erste Broadway-Inszenierung 1987 gesehen hatte, war er so begeistert, dass er gleich sein Studio Paramount überredete, die Rechte zu kaufen. So sagt es die Legende jedenfalls. Das Problem war dann allerdings, einen passenden Regisseur zu finden, denn die Auflage vom Autor August Wilson, der auch das Drehbuch verfasste, war: Er muss schwarz sein. Und das war im Hollywood der Achtziger und Neunziger gar kein so leichtes Unterfangen. So hat es knappe dreißig Jahre gedauert, bis Denzel Washington das Projekt gewagt hat.
Ein Theaterstück fürs Kino zu adaptieren, ist nicht so leicht; vor allem, wenn der einzige Schauplatz ein winziger Backyard ist. Da konzentriert sich die Kamera – zwangsläufig – auf die Figuren. Als Zuschauer muss man sich darauf einlassen können. Auf die Ruhe, die Intimität der Kamera, die Kraft der Dialoge, den engen Raum. Washington erweitert diesen zwar noch um die Straße vor dem zweistöckigen Backsteinhäuschen, Küche und Wohnzimmer, verlässt sich dann aber doch auf sich und seine Schauspielkollegen, Viola Davis als seine unterwürfige, aber auch resolute Gattin Rose, Stephen Henderson als Müllabfuhrkollege und bester Kumpel Mr. Bono.
Aber: Alles dreht sich um Troy. Er quasselt und singt, streitet und schwingt, lächelt und grübelt. Dabei erfährt man so einiges über seinen brutalen Vater und die schreckliche Kindheit im Dirty South der USA, seine Alkoholeskapaden, die 15 Jahre im Knast, in denen er verpasst hat, seinen ersten Sohn
aufwachsen zu sehen. Troys Leben ist ein einziger Reinfall: Er hat drei Kinder von drei verschiedenen Frauen, sein Haus hat er mit dem Geld seines geistig behinderten Bruders gekauft, und seiner Karriere als Profi-Baseballspieler trauert er heute noch nach. »Fences« ist der Kampf eines Mannes, der sich von
der Gesellschaft, ihren Konventionen und Regeln in die Enge gedrängt fühlt und das alles an seinem Umfeld auslässt. »Fences« ist das historische Bild einer vergangenen Zeit, die heute doch immer wieder aktuell scheint. »Fences« ist ein intensives Hinterhofkammerspiel. Vier Oscar-Nominierungen hat der
Film dafür eingeheimst, in den Kategorien bester Film, Hauptdarsteller, Nebendarstellerin und adaptiertes Drehbuch. ||
FENCES
USA 2016 | Regie: Denzel Washington | Mit: Denzel Washington,
Viola Davis, Stephen Henderson u. a. | 138 Minuten
Kinostart: 16. Februar
Trailer
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